Schwarze Party mit Schattenmännern

München - Natürlich schlägt er den großen Bogen. Von den Gründertagen der Münchner CSU vor 70 Jahren „als Keimzelle der Partei“ über viele Anekdötchen der Parteigeschichte – bis hin zum „exzellenten Bürgermeister“ Josef Schmid. Und endet bei der europäischen Flüchtlingspolitik.
Mit dem Stoiber-Satz, den sie hier gerne hören wollen: „Eine deutsche Willkommenskultur ohne Obergrenzen wird Europa spalten und zerstören. Ich bin in Sorge, und ich kann es mir leisten, diese Sorge auszudrücken.“
Die CSU mischt in München wieder mit
57 Minuten hat die Festrede von Edmund Stoiber am Montagabend zum 70. Jubiläum seiner Partei im Alten Rathaussaal bis dahin gedauert. Energisch, scharfkantig, pointiert und nahezu Äh-frei. Es folgen: minutenlanger, tosender Applaus – und rundum: zufriedene Gesichter.
Die Münchner CSU – in ihrem Jubeljahr strotzt sie vor Selbstbewusstsein. Seit mehr als eineinhalb Jahren ist sie zurück am großen Ruder im Rathaus. Sie ist stärkste Fraktion im Stadtrat, hat mit Josef Schmid wieder einen Bürgermeister und kann in der GroKo an der Seite der SPD nach Jahren frustrierender Oppositionsarbeit unter Rot-Grün wieder mitentscheiden. Die CSU hat immerhin seit Erich Kiesel (1978-84) keinen OB mehr gestellt.
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„Wir sind die München-Partei!“, formuliert deshalb mit breitem Lächeln Bezirks-Chef Ludwig Spaenle. Schmids Kurswechsel zur modernen, liberalen Großstadtpartei wird nicht nur von den Jungen in der Partei mitgetragen, sondern gilt als Konsens. Nach dem Intrigantenstadel, der die Münchner CSU lange Jahre gewesen ist, nach den Affären um Wahlfälschungen und Stimmenkauf, ist die relative Ruhe zuletzt für alle Beteiligten eine Wohltat.
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Vielleicht hat Stoiber just diese dunklen Zeiten im Blick – und die Verteilungskämpfe, die längst um die bald freiwerdenden CSU-Posten laufen – als er seinen Parteifreunden im Saal noch einen guten Rat mitgibt: „Es gibt auch ein Brauchtum“, sagt er, „das nicht gepflegt werden sollte.“