Schröder über Putin: "Gebe Gesprächsmöglichkeiten nicht auf"

Altkanzler Gerhard Schröder ist wegen seiner anhaltenden Verbindung zu Kremlchef Wladimir Putin heftig kritisiert worden. Nach seinem umstrittenen Besuch in Moskau im März sieht er "Interesse an einer Verhandlungslösung".
dpa |
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Gerhard Schröder pflegt nach wie vor eine freundschaftliche Verbindung zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin.
Gerhard Schröder pflegt nach wie vor eine freundschaftliche Verbindung zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin. © Kay Nietfeld/dpa

Berlin – Altkanzler Gerhard Schröder will seinen Draht zu Russlands Präsident Wladimir Putin trotz des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine weiter aufrechterhalten. "Ich werde meine Gesprächsmöglichkeiten mit Präsident Putin nicht aufgeben", sagte Schröder der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Vor dem Hintergrund der Debatte über Waffenlieferungen an die Ukraine sagte der ehemalige Kanzler: "Warum konzentriert man sich auf die Lieferung von Waffen?" Er glaube nicht an eine militärische Lösung. "Der Krieg ist nur durch diplomatische Verhandlungen zu beenden. Das Schicksal der Soldaten und der ukrainischen Zivilbevölkerung ist nur über eine diplomatische Lösung zu erleichtern."

Schröder reiste im März nach Moskau

Schröder ist seit seiner Zeit als Kanzler (1998 bis 2005) eng mit Putin befreundet. Rund zwei Wochen nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine reiste der Sozialdemokrat im März nach Moskau, um mit dem Kremlchef zu sprechen. "Soweit ich ihn in meinem Gespräch verstanden habe, gibt es bei ihm ein Interesse an einer Verhandlungslösung", sagte Schröder nun. "Wie eine solche Lösung aussieht, kann nur in einer Verhandlung geklärt werden."

In dem "FAZ"-Bericht hieß es, Schröder habe im Gespräch mit der Zeitung deutlich gemacht, dass Verhandlungen seiner Auffassung nach bislang an der Ukraine gescheitert seien. Die Zeitung berichtete zudem Details von Schröders Moskau-Reise - und nannte dabei auch Punkte, wie es zu einem Frieden kommen könne, die Schröder Putin vorgetragen habe.

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Druck auf Schröder hatte seit Kriegsbeginn zugenommen

Der Altkanzler steht seit Jahren wegen seines Engagements für russische Staatskonzerne in der Kritik. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat der Druck auf ihn immer weiter zugenommen, die SPD-Spitze ging auf Distanz, und es liegen mehrere Anträge auf Parteiausschluss vor. Schröder hatte im Mai schließlich angekündigt, den Aufsichtsrat des russischen Energieriesen Rosneft zu verlassen, und eine Nominierung für einen Aufsichtsratsposten bei Gazprom ausgeschlagen.

Über SPD-Chef Lars Klingbeil, der seine Freundschaft zu Schröder für beendet erklärt hatte, sagte der frühere Kanzler: "Das ist enttäuschend. Das meint er wohl dem Amt schuldig zu sein."

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10 Kommentare
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  • Bongo am 11.07.2022 17:45 Uhr / Bewertung:

    Schröder hat hinzugelernt. Er behauptet nämlich nicht mehr „Putin ist ein lupenreiner Demokrat“.

  • MadridistaMUC am 11.07.2022 16:13 Uhr / Bewertung:

    Jetzt ist mir der Schröder richtig sympathisch geworden. Ich würde auch meinem langjährigen und besten Freund die Freundschaft nicht kündigen, nur weil andere das wollen.

  • freeman am 11.07.2022 12:11 Uhr / Bewertung:

    Gerhard Schröder hat bewiesen, dass ihm monatelange "Shitstürme" nichts anhaben können; er ist sich treu geblieben und hat sich nicht verbogen. Von welchem Politiker heutzutage kann man das noch behaupten? Man muss nicht seiner Meinung sein, aber ich mag Menschen mit Ecken, Kanten und Haltung. Das krasse Gegenstück, nämlich das Fähnchen im Wind, wäre z.B. unser Ministerpräsident.
    Und nicht vergessen: ohne Schröders Freundschaft mit Putin, die damalige Achse Paris-Berlin-Moskau (die Washington natürlich ein Dorn im Auge war), hätten wir jetzt zwei Jahrzehnte kein günstiges Gas aus Russland gehabt. Nun eskaliert es halt zum Glück erst jetzt; bedanken können wir uns bei unseren Atlantiker-Politiker*innen Baerbock, Habeck, Lindner, Merz&Co., denen es nicht um das Wohl Deutschlands+Europas geht, sondern US-Außenpolitik betreiben. Geliefert wie bestellt; der Winter wird rau und hart.

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