Peter Ramsauer wettert gegen Angela Merkel und Migranten – Lob für Hubert Aiwanger

Um den CSU-Politiker Ramsauer war es zuletzt ruhig geworden. Durch ein Interview macht der Ex-Verkehrsminister wieder von sich reden. Der 69-Jährige teilt heftig aus – unter anderem gegen Alt-Kanzlerin Angela Merkel – und steht wegen eines extremen Zitats am Ende selbst am meisten in der Kritik.
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Peter Ramsauer (CSU), ehemaliger Minister in Bayern, und seine Frau Susanne.
Peter Ramsauer (CSU), ehemaliger Minister in Bayern, und seine Frau Susanne. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

München/Berlin - In ungewohnter Schärfe hat der frühere Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) die Regierungsarbeit von Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisiert. "Der Atomenergieausstieg gehört wie die Flüchtlingspolitik zu den katastrophalsten politischen Fehlern der damaligen Bundeskanzlerin.

Nicht ohne Grund sage ich den AfD-Parlamentariern, dass sie Merkel ein Denkmal setzen müssten, weil die AfD ihre parlamentarische Existenz ausschließlich der Politik von Angela Merkel zu verdanken hat", sagte der 69-Jährige in einem am Montag veröffentlichen Interview mit dem Magazin "Mittelstand Digital" des nordrhein-westfälischen Bund der Selbstständigen.

Peter Ramsauer tritt nach: "Angela Merkel hat meine Warnungen abqualifiziert"

Ramsauer betonte, er habe Merkel persönlich darauf hingewiesen, dass der Atomausstieg höhere Strompreise, eine verstärkte Abhängigkeit von Gaslieferungen, zusätzliche Stromimporte und steigende CO2-Emissionen mit sich bringen werde. "Angela Merkel hat meine Warnungen als falsch abqualifiziert", betonte Ramsauer.

An ihr lässt Peter Ramsauer kein gutes Haar: Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel.
An ihr lässt Peter Ramsauer kein gutes Haar: Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel. © Michael Kappeler/dpa

Mit Blick auf die Debatte zum Asylrecht in Europa forderte Ramsauer eine massive Beschränkung der Zuwanderung direkt an den EU-Außengrenzen und weniger finanzielle Hilfen für Asylbewerber. Die Gemeinden in Deutschland seien längst mit der Aufnahme der Menschen überfordert.

"Diese unselige Entwicklung in Deutschland haben wir ausschließlich Angela Merkel zu verdanken", so Ramsauer. Er selbst habe "vollstes Verständnis für Ungarns Ministerpräsidenten Orbán, aber auch für die Polen, die eigenständig entscheiden wollen, wer in ihr Land kommen darf und wer nicht".

Peter Ramsauer schießt gegen die Ampel: "Noch nie solche katastrophale Gesetzgebung erlebt"

Zwar sei es sinnvoll, den Fachkräftemangel "durch Zuwanderung zu füllen. Wir müssen aufpassen, dass wir neben den Fachkräften nicht auch x-beliebige Wirtschaftsflüchtlinge mit ins Land holen. Außerdem müssen wir aufpassen, weil nicht jede sogenannte Fachkraft auch eine solche ist", sagte Ramsauer.

Auch die Arbeit der aktuellen Bundesregierung kritisierte Ramsauer scharf: "Ich gehöre seit 33 Jahren dem Deutschen Bundestag an. In all meinen politischen Ämtern habe ich eine solche schandhafte und katastrophale Gesetzgebung noch nie erlebt."

Lob für Hubert Aiwanger: "Er spricht vor allem die Protestwähler an"

Von der Union erwarte er wieder eine klarere Benennung der Missstände: "Leider haben wir in der Union vielfach Angst davor, etwas zu sagen, was von der linken Seite als unsagbar definiert wird. Deshalb müssen wir viel deutlicher werden und dürfen keine Angst davor haben, in die rechte Ecke gestellt zu werden", so Ramsauer.

Hubert Aiwanger mache das laut Ramsauer mit seinen Freien Wählern in Bayern ganz geschickt: "Er spricht vor allem die Protestwähler an und verhindert durch seine Politik, dass diese AfD wählen. Aiwanger macht den neuen Franz-Josef Strauß."

Hubert Aiwanger (Freie Wähler): Peter Ramsauer sieht in ihm "den neuen Franz-Josef Strauß".
Hubert Aiwanger (Freie Wähler): Peter Ramsauer sieht in ihm "den neuen Franz-Josef Strauß". © Daniel Löb/dpa

Peter Ramsauer nach "Ungeziefer"-Zitat in der Schussline

Nach seinem Interview steht Ramsauer aber selbst in der Kritik. Der CSU-Politiker hatte gewarnt, dass bei der unkontrollierten Einwanderung auch die Gefahr bestehe, dass "Ungeziefer" ins Land komme.

Aus der Linkspartei kamen sofort Forderungen, Ramsauer müsse sein Bundestagsmandat wegen der "lupenreinen Volksverhetzung" zurückgeben oder die Union ihn aus der Fraktion ausschließen. Auch in den sozialen Netzwerken wird heftig über die Aussage gestritten.

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Empörung über Peter Ramsauer: Ex-Verkehrsminister versucht, sich zu rechtfertigen

Wörtlich hatte das Magazin Ramsauer bei einer Frage zur Fachkräfteeinwanderung zunächst mit dem Satz zitiert, bei dem er auf eine Aussage des früheren chinesischen Machthabers Deng Xiaoping verwies: "Wenn man die Fenster zu weit aufmacht, kommt auch viel Ungeziefer mit rein". Das heißt – übertragen auf die Einwanderungsproblematik –, dass wir aufpassen müssen, dass wir neben den Fachkräften nicht auch x-beliebige Wirtschaftsflüchtlinge mit ins Land holen."

Mit der am Montag veröffentlichen Aussage hatte Ramsauer eine Welle der Empörung ausgelöst, in der Folge war der entsprechende Passus wieder aus dem Interview verschwunden. Das Magazin war auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht zu erreichen. Ramsauer selbst bemühte sich in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" um Schadensbegrenzung: "Das Zitat von Xiaoping sei (...) gefallen und war nicht zur Veröffentlichung gedacht", zitiert die Zeitung den 69-Jährigen. "Ich würde auch niemals einen solchen entwürdigenden Vergleich mit zugewanderten Fachkräften oder Migranten machen."

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  • Marlboro123 am 01.08.2023 17:47 Uhr / Bewertung:

    Ramsauer war doch der, der in seinen Bierzeltreden immer von Bahnhof Toiletten gesprochen hat, aber geändert hat sich nichts.
    .

  • NippesLöwe am 01.08.2023 17:20 Uhr / Bewertung:

    Von wegen Sprachverbote, bullshit. Ramsauer ist doch das beste Beispiel dafür, dass man in diesem Land laut reden kann. Man muss nur damit rechnen, dass es Gegenwind gibt. So what.
    Um es klar zu formulieren: KEIN Mensch ist Ungeziefer, NIEMAND und NIRGENDS. Wer das äußert ist ein Rassist, immer und überall, egal wer es ist, egal welche Nation, egal welches Geschlecht. Dazu darf es nirgendwo einen Dissens geben. Und wer das sagt, hat Widerspruch zu bekommen, immer und zu jeder Zeit. - Das ist aus meiner Sicht unverhandelbar und nicht zu relativieren.

    Es täte der Minister a.D., bezeichnete man ihn als Ungeziefer? Er würde eine Verleumundsklage anstrengen und sich dagegen wehren. Selbst aber meint er, Dritte diffamieren und beleidigen zu können. Nein Meister Ramsauer, vor dem Gesetz ist jede*r gleich, das gilt auch für einen Schwätzer und ehem. Minister. Wenn er das sagt, dann weil er es will und es bewußt tut. Er glaubt wahrscheinlich wirklich, er täte der Demokratie einen Gefallen….

  • Rudi B. am 01.08.2023 13:20 Uhr / Bewertung:

    "Ungeziefer"-Zitat. Wortwahl völlig verfehlt, aber sonst richtig erkannt.
    Weiterhin hat er nur die Probleme genannt, die die AfD stark gemacht haben und mit der CDU/CSU-"Brandmauer" wird es weiterhin heißen: Wer CDU/CSU wählt, wählt Rot und/oder Grün und damit ein "Weiter so" und keine Lösung der drängenden Probleme. Ob Schmiedl Aiwanger da der "Retter" ist? Die Leute wählen wohl lieber gleich den Schmied.

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