Obama: Hinrichtungsvideo echt - "Akt des puren Bösen"

Ein vermummter Kämpfer, den abgetrennten Kopf eines Amerikaners in der Hand: Mit diesen Bildern wollen die IS-Kämpfer einmal mehr Entsetzen im Westen auslösen. Ein syrischer Freund des Opfers möchte sich am liebsten bei jedem einzelnen US-Bürger entschuldigen.
Beirut – Die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat hat mit einem erneuten brutalen Video für weltweites Entsetzen gesorgt. Diesmal zeigte die am Sonntag veröffentlichte Aufnahme nicht eine Enthauptung eines westlichen Bürgers, sondern einen schwarz gekleideten Kämpfer und einen vor ihm liegenden Kopf, der laut der US-Regierung zu dem Entwicklungshelfer und früheren Soldaten Peter Kassig gehörte. US-Präsident Barack Obama sagte, der 26-Jährige, der eine Hilfsgruppe für Opfer des Syrischen Bürgerkriegs gegründet hatte, "ist in einem Akt des puren Bösen von einer Terroristengruppe, die die Welt zurecht mit Unmenschlichkeit verbindet, von uns genommen worden."
In dem hochauflösenden Video wurden zudem die Enthauptungen von rund einem Dutzend syrischer Militäroffiziere und Piloten gezeigt. Der vermummte Kämpfer warnte, dass US-Soldaten ein ähnliches Schicksal blühen werde. Obama beschuldigte den IS, in "der Schlachtung von Unschuldigen, einschließlich Muslimen" zu schwelgen. Die Terroristen richteten nur Tod und Zerstörung an.
Tieftraurig zeigten sich die Eltern des Enthauptungsopfers. Sie seien "untröstlich", teilten Ed und Paula Kassig am Sonntag in einer Stellungnahme mit. Gleichwohl seien sie "unglaublich stolz" auf das humanitäre Engagement ihres Sohnes. Er "ließ sein Leben als Folge seiner Liebe zum syrischen Volk und seinem Verlangen, dessen Leid zu lindern." Kassigs Familie appellierte an die Medien, keine Fotos oder Videoaufnahmen zu veröffentlichen, die von den Entführern verbreitet wurden.
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Der aus dem US-Staat Indiana stammende Kassig war im Oktober 2013 in Syrien verschleppt worden, als er vor dem Bürgerkrieg flüchtende Menschen mit medizinischer Hilfe versorgte. Während seiner Zeit in Gefangenschaft konvertierte der frühere Soldat zum Islam und nannte sich fortan Abdul-Rahman.
Der junge Mann ist der fünfte bekannte westliche Bürger, den der IS geköpft hat. Vorangegangene Videos des IS haben die Enthauptungen der beiden US-Journalisten James Foley und Steven Sotloff sowie der britischen Entwicklungshelfer David Haines und Alan Henning gezeigt. Die Terroristen sollen auch den britischen Fotojournalisten John Cantlie und eine 26-jährige US-Entwicklungshelferin in ihrer Gewalt haben.
Im Gegensatz zu vorherigen Videos wurde die Enthauptung selbst diesmal nicht gezeigt. Zudem wurden auch nicht wie früher andere westliche Geiseln der Terrormiliz präsentiert oder direkt mit der Enthauptung einer weiteren Person gedroht.
Der Syrer Burhan Agha, der mit Kassig im Libanon zusammengearbeitet hatte, berichtete der Nachrichtenagentur AP unter Tränen von der Zusammenarbeit mit seinem nunmehr getöteten Freund. "Wenn ich mich bei jedem einzelnen Amerikaner entschuldigen könnte, ich würde es tun, weil Peter in Syrien gestorben ist, während er den syrischen Menschen geholfen hat", sagte Agha in einem Telefoninterview. "Diejenigen, die ihn töteten, behaupten, sie hätten dies im Namen des Islams getan. Ich bin ein Muslim und aus Syrien. (Seine Mörder) sind keine Muslime."