Nach Papst-Rücktritt beginnen Spekulationen um Nachfolger

Nach der überraschenden Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. wird heftig über seinen Nachfolger spekuliert. Zwei Wochen vor dem Ende der Amtszeit werden die Namen mehrerer Kardinäle gehandelt.
von  dpa

Rom - Der 85 Jahre alte Benedikt hatte mit seiner Erklärung, sein Amt als erster Papst seit mehr als 700 Jahren freiwillig niederlegen zu wollen, am Montag weltweit überrascht und schockiert.

Am 28. Februar wird Benedikt sein Pontifikat aufgeben. Dann beginnt innerhalb weniger Tage das Konklave, das seinen Nachfolger wählt. Bis Ostern soll der neue Papst feststehen. Schon am Montag setzten erste Spekulationen über mögliche Nachfolger ein.

Ein irischer Buchmacher setzte auf Kardinal Marc Ouellet aus dem kanadischen Quebec. Auch zwei Afrikaner werden genannt: Peter Turkson aus Ghana und Francis Arinze aus Nigeria. Aus Lateinamerika wird vor allem der Erzbischof von Sao Paulo, Kardinal Otto Scherer, als einer der Favoriten gehandelt. Erneut sind auch zwei Italiener im Gespräch: Der Mailänder Erzbischof Angelo Scola hätte Chancen, heißt es, aber auch Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone.

Nach den Worten des Kölner Kardinals Joachim Meisner "müsste der neue Papst sicher ein Mann von ähnlich hoher Bildung wie Joseph Ratzinger, mit großer menschlicher Erfahrung und - vor allem - von vitaler Gesundheit sein. Nicht älter als 70", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag). Benedikt und sein Vorgänger Johannes Paul II. hätten sich "herrlich ergänzt". "Insofern wäre eine Mischung aus (Karol) Wojtyla und Ratzinger gar nicht schlecht."

Auch nach Ansicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sollte der nächste Papst in der Tradition seiner Vorgänger stehen. Wichtig werde es sein, dass der nächste Heilige Vater seinen Dienst in Kontinuität zu seinen beiden Vorgängern sieht, sagte Zollitsch der "Welt" (Dienstag).

 

Nach Rücktritt: Die Reaktionen

 

Für seine Entscheidung zum Rücktritt erhielt Benedikt weltweit Anerkennung, Lob und Respekt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon dankte ihm für seine Arbeit. Er habe sich dem interreligiösen Dialog stark verpflichtet gefühlt und sich für globale Herausforderungen wie die Bekämpfung von Armut und Hunger eingesetzt. Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte den deutschen Papst als einen der bedeutendsten religiösen Denker der Gegenwart. US-Präsident Barack Obama und seine Ehefrau Michelle dankten ihm für die Zusammenarbeit. Bundespräsident Joachim Gauck sagte, für die Rücktrittsentscheidung seien "großer Mut und Selbstreflexion nötig. Beides findet meinen außerordentlichen Respekt."

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, würdigte sein Wirken für die Ökumene. "Benedikt hat die Ökumene zu einem ganz wichtigen Thema gemacht", sagte Schneider der dpa. Es habe positive aber auch irritierende Signale in Richtung Kirche der Reformation gegeben. "In der Frage der Begegnung auf Augenhöhe haben wir auch vermisst, dass der Papst uns als Kirche anspricht und nicht als kirchliche Gemeinschaft."

Rund zwei Wochen bleiben Benedikt noch im Amt. Fest steht, dass sich der Papst mit einem kleinen Programm verabschieden wird, das ganz auf die Fastenzeit vor Ostern ausgerichtet ist. Danach beginnt am 28. Februar um 20 Uhr die Zeit der Sedisvakanz.

Benedikt wird sich dann zurückziehen. Er will in ein Kloster im Vatikan umziehen und seiner Kirche "mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen." Der Vatikan-Sprecher Federico Lombardi sagte: "Er hat mehrfach erklärt, dass er das Alter dem Schreiben und dem Studium widmen will. Und das wird er auch tun, denke ich."

Nicht weit entfernt kommen im März 117 Kardinäle aus aller Welt zum Konklave zusammen, um seinen Nachfolger zu bestimmen. Er soll bis Ostern feststehen, einen genauen Zeitplan gibt es aber noch nicht. Die Kardinäle müssen 15 bis 20 Tage nach dem Beginn der Sedisvakanz zusammentreten. Auf den neuen Papst warten gewaltige Aufgaben. "Er wird ein sehr schweres Erbe antreten", sagte der Papst-Biograf Peter Seewald.

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