Mike Pence: Republikaner hat die Nase vorn

Pence vs. Kaine statt Trump vs. Clinton: Nach den US-Präsidentschaftskandidaten haben sich auch deren Vizekandidaten eine TV-Debatte geliefert.
von  dpa

Farmville - Der Republikaner Mike Pence überzeugte bei dem einzigen Duell der beiden Stellvertreter mit einem präsidialeren, besonneneren Ton. Zudem übte er überraschend scharfe Kritik an Russland. Der Demokrat Tim Kaine trat deutlich aggressiver auf, wirkte aber zeitweise ungeduldig und unterbrach Pence wiederholt. Eine erste Blitzumfrage des Senders CNN sah Pence mit 48 Prozent vorne, Kaine kam auf 42 Prozent.

Anders als das TV-Duell zwischen Hillary Clinton und Donald Trump war der 90-minütige Auftritt ihrer designierten Stellvertreter wenig spannungsgeladen. Pence und Kaine sind erfahrene Politiker, nicht aber schillernde Persönlichkeiten. Pence (57) saß lange Jahre im Repräsentantenhaus, bevor er Gouverneur von Indiana wurde. Kaine (58) vertritt Virginia im Senat, zuvor war er Gouverneur des Bundesstaates und Bürgermeister der Hauptstadt Richmond. Es ging allerdings kaum um die beiden, sie diskutierten vor allem über ihre Chefs.

Demokrat beruft sich auf Trump-Zitate

Der Demokrat zitierte mehrere umstrittene Äußerungen Trumps und forderte seinen Kontrahenten auf, diese zu verteidigen. Es ging etwa um frauenfeindliche Bemerkungen Trumps, seine verbalen Angriffe gegen mexikanische Einwanderer und seine lobenden Worte für den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Letzteren bezeichnete Kaine als Diktator, und auch Pence übte deutliche Kritik an Moskau. Trump hatte erst im September gesagt, Putin sei eine stärkere Führungsfigur als US-Präsident Barack Obama. Sein Vizekandidat nannte Putin nun einen kleinen Rüpel und Russlands System korrupt.

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Statt Trump zu verteidigen, stritt der Gouverneur häufig die Echtheit der von Kaine zitierten Äußerungen ab. Trump sei nun mal kein geschliffener Politiker wie Kaine und Clinton, erklärte Pence dessen Forderung, Frauen für Abtreibungen zu bestrafen.

Vorbereitungen in Farmville: Die Debatte in Farmville ist die erste und einzige zwischen dem Demokraten Tim Kaine und dem Republikaner Mike Pence. Foto: Jim Lo Scalzo

Pence trat außerdem dafür ein, im syrischen Bürgerkrieg keine Schwäche gegenüber Russland zu zeigen. "Die Provokationen durch Russland müssen mit amerikanischer Stärke beantwortet werden", sagte er. "Wenn Russland sich weiterhin an barbarischen Angriffen auf Zivilisten in Aleppo beteiligt, müssen die USA darauf vorbereitet sein, das Assad-Regime militärisch anzugreifen, um eine humanitäre Katastrophe in Aleppo zu verhindern."

Auch die Kontroverse um Trumps Steuererklärung war Thema der Debatte. Der milliardenschwere Unternehmer weigert sich beharrlich, diese öffentlich zu machen. Laut einem Bericht der "New York Times" zahlte er möglicherweise 18 Jahre lang keine Bundessteuern. Trump sah sich deswegen in den vergangen Tagen massiver Kritik ausgesetzt.

Legale Trickserei: Trump zahlte 18 Jahre lang keine Steuern

"Donald Trump muss seine Steuererklärungen für das amerikanische Volk öffentlich machen, um zu beweisen, dass er für das Amt geeignet ist. Er bricht mit diesem Versprechen", sagte Kaine. Pence hielt dem entgegen, Trump habe sich an die Steuergesetze gehalten und sie bloß "brillant" genutzt.

US-Medien waren sich überwiegend einig, dass Pence den etwas besseren Auftritt in einer hitzigen Debatte hingelegt hatte. Kaine wurde vor allem dafür kritisiert, dass er sein Gegenüber häufig unterbrochen hatte. Trump twitterte, Pence habe "in großem Stil" gewonnen. "Wir sollten alle auf Mike stolz sein!", schrieb er.

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