Islamistischer Terroranschlag vereitelt - Radrennen abgesagt
Eine funktionsfähige Rohrbombe, Waffen und Munition: In Hessen wird ein Islamisten-Paar festgenommen, das einen Anschlag geplant haben soll. Aber wo? Die Polizei geht auf Nummer sicher und sagt eine populäre Radsport-Veranstaltung ab.
Wiesbaden/Oberursel - Die Behörden haben in Hessen einen islamistischen Terroranschlag vereitelt, der möglicherweise ein großes Radrennen um Frankfurt treffen sollte. Der für diesen Freitag geplante Radklassiker «Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt» wurde abgesagt, wie das Landeskriminalamt (LKA) in Wiesbaden am Donnerstagabend mitteilte. In der Nacht zuvor war in Oberursel um Taunus ein Ehepaar festgenommen worden. In dessen Keller fanden sich eine funktionsfähige Rohrbombe, Waffenteile und Munition. «Nach alldem, was wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt, haben wir ein Anschlagsgeschehen verhindert», sagte der Polizeipräsident für Westhessen, Stefan Müller, in Wiesbaden.
Die Absage des Radrennens sei ein drastischer Schritt, aber nötig wegen Hinweisen auf eine eventuelle Gefährdung der Bevölkerung, erklärte das LKA. Zwar sei ein geplantes Anschlagsziel weiterhin nicht bekannt. «Allerdings gab es deutliche Überschneidungen von Streckenverlauf des Radrennens und Bewegungsprofil der festgenommen Personen», hieß es in der Mitteilung. Weil noch zu viele Fragen offen seien, gehe die Sicherheit vor.
Der festgenommene Mann, ein 35-jähriger Deutschtürke, sei in den vergangenen Tagen auf Parkplätzen und im Wald entlang der Rennstrecke von Oberursel auf den Feldberg beobachtet worden, sagte der Leiter der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Albrecht Schreiber. Deshalb habe sich die Polizei zum Zugriff entschlossen. Mehrere Hundert Polizisten durchkämmten am Donnerstag den Wald an der Strecke, fanden aber zunächst nichts.
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Sportveranstaltungen gelten als mögliches Ziel für Terroristen. Beim Marathon in Boston (USA) 2013 töteten zwei Islamisten drei Menschen mit Sprengsätzen und verletzten fast 250.
«Der Beschuldigte unterhielt Verbindungen zur Extremisten-Szene im Rhein-Main-Gebiet», sagte Staatsanwalt Schreiber. Im hessischen Landtag sprach Innenminister Peter Beuth (CDU) von einem salafistischen Hintergrund der Verdächtigen.
«Die Verdachtsmomente bestehen auch gegen die Frau», sagte Polizeipräsident Müller über die 34-jährige Türkin. Das Paar habe Ende März in einem Frankfurter Baumarkt eine größere Menge Wasserstoffperoxid gekauft. «Der Einkauf erfolgte unter Angabe falscher Personalien.» Der Baumarkt habe die Polizei informiert. Der Kauf der Chemikalie in größeren Mengen ist meldepflichtig.
Der Mann sei am Mittwoch kurz vor Mitternacht festgenommen worden, dann sei nachts ab 4.00 Uhr die Wohnung des Ehepaares durchsucht worden. «Es war bekannt, dass zwei Kleinkinder in der Wohnung sind. Denen ist bei dem Zugriff nichts passiert», sagte Müller. In dem Keller fanden sich nach Angaben Schreibers neben der Rohrbombe 100 Schuss scharfer Munition, Teile eines Sturmgewehrs G3 und eine Übungsgranate für eine Panzerfaust. Neben drei Litern Wasserstoffperoxid fand sich auch Aceton. In Mischung mit Salzsäure entstehe daraus hochexplosiver Sprengstoff, sagte Schreiber.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Frankfurt hatte der Mann vor Jahren Verbindung zur islamistischen Sauerland-Gruppe gehabt. Polizeipräsident Müller wollte sich mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht dazu äußern. Vier Mitglieder der Sauerland-Gruppe waren 2012 wegen der Planung von Terroranschlägen verurteilt worden. Der Deutschtürke war der Polizei auch wegen anderer Delikte wie Körperverletzung, Einbruch und Nötigung bekannt.
Im Rhein-Main-Gebiet gibt es eine sehr aktive salafistische Szene. Am Frankfurter Flughafen ereignete sich 2011 der bislang einzige islamistische Terroranschlag in Deutschland. Dabei ermordete ein 22-jähriger Islamist mit Wurzeln im Kosovo zwei US-Soldaten und verwundete zwei Soldaten lebensgefährlich.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) lobte den Polizeieinsatz. «Die heutige Festnahme in Hessen ist Beleg für die effektive Arbeit der Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern», sagte de Maizière in Berlin. Das Vorgehen zeige: «Wir sind wachsam und wir sind wehrhaft.» Es gebe auch eine gute Zusammenarbeit von Bund und Ländern im Gemeinsamen Terrorismus-Abwehrzentrum, in dem alle relevanten Informationen der Sicherheitsbehörden zusammengeführt und bewertet würden.
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