IS wollte ein Blutbad mit zehn Attentätern anrichten
Düsseldorf/Karlsruhe – An dem geplanten Anschlag in Düsseldorf sollten sich nach einem Medienbericht deutlich mehr Attentäter beteiligen als die vier gefassten Syrer. Der in Frankreich inhaftierte 25-Jährige habe den Ermittlern erzählt, dass zehn Kämpfer des IS Passanten angreifen sollten, so "Spiegel Online".
Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft bestätigte dies auf Anfrage nicht. Der Zugriff erfolgte laut dem Bericht am Donnerstag, weil einer der Verdächtigen nach Südeuropa reisen wollte. Die Sicherheitsbehörden hätten befürchtet, er könne aus dem Visier der Ermittler geraten oder weitere Kämpfer nach Deutschland holen. Auch für diese Angaben gab es keine Bestätigung.
Zwei der terrorverdächtigen Syrer sitzen derweil in Untersuchungshaft. Es handele sich um die 31 und 25 Jahre alten Männer, die in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen gefasst wurden, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft auf Anfrage.
Sie seien noch am Vortag in Karlsruhe dem Haftrichter vorgeführt worden. Der dritte Beschuldigte sei im Laufe des Vormittags an der Reihe. Der Mann, der heute 28 Jahre alt wurde, war nach dpa-Informationen in einer Flüchtlingsunterkunft im brandenburgischen Oderbruch gefasst worden.
Inhaftierter Terrorverdächtiger in Paris verriet Pläne und Beteiligte
Ihnen wird vorgeworfen, im Auftrag des Islamischen Staats einen Anschlag in der Düsseldorfer Altstadt geplant zu haben. Konkrete Vorbereitungen gab es noch nicht. Aufgeflogen war die mutmaßliche Terrorzelle, weil ein vierter Beteiligter sich in Paris den Behörden offenbarte. Die Bundesanwaltschaft bemüht sich um seine Auslieferung. Wie lange das dauern wird, konnte der Sprecher nicht sagen.
Weitere Einzelheiten zu den Verdächtigen werden noch heute erwartet. Möglicherweise lebten alle drei Terrorverdächtigen in Flüchtlingsunterkünften.
Die Syrer wurden am Donnerstag in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Baden-Württemberg festgenommen, wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte. Ein vierter Mann sitze in Frankreich in Untersuchungshaft. Die Männer sollen den Anschlag im Auftrag der IS-Führungsebene geplant haben.
Hinweise, "dass die Beschuldigten bereits mit der Umsetzung ihres Anschlagsplanes konkret begonnen hatten", lagen nach Angaben der Bundesanwaltschaft nicht vor. Einen Zusammenhang mit der Fußball-Europameisterschaft, die am 10. Juni in Frankreich beginnt, gebe es nicht.
"Auch Deutschland steht im Fadenkreuz"
Der Innenexperte der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan Mayer (CSU), sieht angesichts der Bedrohungslage durch den Terrorismus weiteren Handlungsbedarf des Gesetzgebers. In der kommenden Woche werde daher im Bundestag in erster Lesung über einen besseren Informationsaustausch der Sicherheitsbehörden abgestimmt. "Leider können wir auch bei uns einen großen terroristischen Anschlag nicht ausschließen, denn auch unser Land steht im Fadenkreuz des IS", sagte Mayer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums in Berlin sagte auf Anfrage lediglich, die Gefährdungslage sei "unverändert" hoch.
Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, warnt angesichts der jüngsten Anschlagspläne auf die Düsseldorfer Innenstadt davor, Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen. Es sei ganz offensichtlich die Strategie des Islamischen Staates (IS), Flüchtlinge zu diskreditieren, indem die Terrororganisation eigene Leute als Asylbewerber nach Europa einschleuse, sagte Wendt der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Nötig wäre das nicht. Der IS hat viel Geld und könnte andere Wege nutzen."
Die Terrororganisation tue es trotzdem, um gezielt Flüchtlinge in Misskredit zu bringen und Ängste vor ihnen zu schüren. "Dem muss man entschieden entgegentreten." Es wäre furchtbar, den Menschen, die in Deutschland Schutz suchten, pauschal Terrorabsichten zu unterstellen. Wendt sagte, er könne auch die rechtspopulistische AfD nur davor warnen, den aktuellen Fall zu nutzen, um daraus politisch Kapital zu schlagen.