Horst Seehofer und sein Amazonen-Trio

In der Zentrale ist Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer zu 100 Prozent von Frauen umgeben – sonst sind sie in der Unterzahl.
von  Angela Böhm
Reiseministerin Beate Merk ist in der Staatskanzlei stationiert.
Reiseministerin Beate Merk ist in der Staatskanzlei stationiert. © dpa

In der Zentrale ist er zu 100 Prozent von Frauen umgeben – sonst sind sie in der Unterzahl.

München - Horst Seehofer kann sich brüsten. An der Spitze seiner Kommandozentrale steht er alleine mit drei Frauen. Das gab’s in Bayerns Geschichte noch nie. Die beiden Ministerposten in der Staatskanzlei hat er mit Christine Haderthauer (50, Leitung sowie Bund und Sonderaufgaben) und Beate Merk (56, Europa) besetzt. Die Dritte herrscht bereits seit drei Jahren an seiner Seite: Karolina Gernbauer (50) ist die Amtschefin.

Drei Top-Juristinnen sind damit an der Seite des Mannes, der sich gerne als „Erfahrungs-Jurist“ bezeichnet und bei seinem neuen Justizminister Winfried Bausback klargestellt hat: „Erfahrungs-Juristen bekommen immer recht.“

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Bei seiner Amazonen-Riege kokettierte Seehofer, er habe bei einem Führungsseminar gelernt, dass es ein Riesenfehler sei, mehr als zwei Frauen in einer Führungsebene zuzulassen. Damit dürfte er kein Problem haben. Merk ist Reiseministerin und oft unterwegs. Gernbauer, die erste Frau an der Amtsspitze eines bayerischen Ministeriums, ist offen, resolut und loyal. Sie assistierte Seehofer sogar bei der Architektur seines Kabinetts. Schon sein Vorvorgänger Edmund Stoiber schätzte die Ratschläge der gebürtigen Niederbayerin, die Louis Vuitton Tasche trägt und seine persönliche Referentin war.

Aufregend könnte es mit Haderthauer werden. Die Rechtsanwältin ist berüchtigt für ihre Durchsetzungskraft. Sie sieht sich mit Seehofer als Traum-Duo: „Wir ticken gleich.“

Träumen kann Seehofer von noch mehr Frauen. Angetreten war er 2008 mit dem Versprechen, eine Frauen-Offensive zu starten. Aber schon aus seiner Quote in der CSU wurde nur ein Quötchen. Von 17 Kabinettsposten hat er nur fünf mit einer Frau besetzt. Das ist kein Drittel. Fünf Neue holte er: Ilse Aigner und vier Männer. Es gibt keine einzige Staatssekretärin.

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Immerhin ist damit der Frauenanteil im Kabinett noch höher als in der CSU-Landtagsfraktion. Dort liegt er bei 20,8 Prozent. Von 101 CSU-Volksvertretern sind nur 21 Frauen. In der vergangenen Legislaturperiode waren 19 von 92 CSU-Abgeordneten weiblich.

Im Sozialministerium, das bisher den Titel „Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen“ trug, lässt Seehofer die Frauen wegfallen und durch „Integration“ ersetzen.

An der Fraktionsspitze holte sich der neue Chef Thomas Kreuzer (54) einen Mann an seine Seite. Der niederbayerische Jurist Josef Zellmeier soll Parlamentarischer Geschäftsführer werden. Bei den vier Vizes soll’s wieder zwei Frauen geben: die Fachlehrerin Gudrun Brendel-Fischer aus Oberfranken und die Münchner Sozialpädagogin Kerstin Schreyer-Stäblein.

Die SPD hat schon angekündigt, demnächst ein Gleichstellungsgesetz im Landtag einzubringen, um in Behörden Chancengleichheit herzustellen. Dort liegt der Frauenanteil bei den Abteilungsspitzen bei 18 Prozent. Nur 22 Prozent der Referate werden von einer Frau geleitet.

 

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