Hackeraffäre bei Sony: Spuren führen nach Nordkorea

Die Entscheidung von Sony Pictures, die Satire "The Interview" nach einer Hackeraffäre und Drohungen zurückzuziehen, sorgt in den USA weiter für Aufregung. In dem Film soll ein nordkoreanischer Diktator getötet werden.
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Der Anfang der Hacking-Debatte. Aufgrund des Films "The Interview" wurden die Daten des Sony Studios gehackt. Die USA vermuten hinter diesem Angriff Nordkorea.
dpa Der Anfang der Hacking-Debatte. Aufgrund des Films "The Interview" wurden die Daten des Sony Studios gehackt. Die USA vermuten hinter diesem Angriff Nordkorea.

New York - Nach der Hackerattacke gegen Sony Pictures und Terrordrohungen gegen Kinos gerät das Regime in Pjöngjang immer mehr in das Visier der Ermittlungen in den USA. Wie der Sender CNN unter Verweis auf namentlich nicht genannte Regierungsvertreter berichtete, verdichteten sich die Hinweise auf eine Verstrickung Nordkoreas in die Affäre. "Digitale Fußabdrücke" wiesen in Richtung Nordkorea, hieß es. Allerdings wollten weder das Weiße Haus noch andere Behörden den vermeintlichen Schuldigen öffentlich beim Namen nennen. Nach CNN-Angaben vom Donnerstagabend (Ortszeit) werde inzwischen über eine Reaktion auf den Hackerangriff beraten.

Sony Pictures hatte am Vortag die Nordkorea-Satire "The Interview" zurückgezogen. Da die Mehrheit der Kinobetreiber in den USA den Film nicht ins Programm nehmen wolle, "haben wir beschlossen, den für den 25. Dezember geplanten Kinostart abzusagen", zitierten US-Medien aus einer Mitteilung des Studios. In dem Film bekommen zwei US-Journalisten (Seth Rogen und James Franco) den Auftrag, Nordkoreas Machthaber Kim Chongun bei einem Interview zu töten.

Lesen Sie hier: Sony sagt Nordkorea-Satire ab

Das Filmstudio hat die Satire vor ihrer Veröffentlichung sogar von der US-Regierung überprüfen lassen. Das Weiße Haus habe den Film auf Bitten von Sony gesichtet, sagte Präsident Barack Obamas Sprecher Josh Earnest am Donnerstag. Die Regierung habe dann ihre Einschätzung den Machern mitgeteilt, aber keine Änderungen vorgeschrieben oder gar "diktiert". Eine Richtlinie für die Überprüfung von Filmen vor ihrer Veröffentlichung gibt es in den USA nicht. Obama hatte den Amerikanern trotz Terrordrohungen gegen US-Kinos empfohlen, den Film ohne Angst vor Anschlägen im Kino zu sehen.

Earnest stufte den Angriff als "Angelegenheit von nationaler Sicherheit" der USA ein, vermied es aber, von einem Angriff auf diese zu sprechen. Es gebe Beweise, dass ein "anspruchsvoller Akteur mit bösartiger Absicht zerstörerisch" vorgegangen sei. Dass Nordkorea hinter der Attacke steckt, bestätigte er nicht.

Bei der beispiellosen Cyberattacke waren im November flächendeckend die Computersysteme von Sony Pictures angegriffen und etliche Daten gestohlen worden.

Lesen Sie hier: Große Aufregung um Kinosatire "The Interview"

Wie CNN in der Nacht zum Freitag berichtete, seien die Ermittler inzwischen auf Beweise gestoßen, dass die Passwörter eines führenden System-Administrators bei Sony entwendet worden seien. Damit hätten die Hacker praktisch "die Schlüssel zum gesamten Gebäude" gehabt.

"The Interview" sollte am 25. Dezember in den USA starten. In Deutschland war der Start des Films mit Produktionskosten von rund 44 Millionen US-Dollar (etwa 35 Millionen Euro) für Februar geplant. Sony hat sich auch gegen jede andere Form der Veröffentlichung des Films entschieden, sei es als Video auf privaten Kabelkanälen oder auf DVD, zitierte das Magazin "Variety" eine Sony-Sprecherin.

Schauspieler zeigten sich enttäuscht von der Absage. "Ein trauriger Tag für die Kreativität", schrieb Steve Carell bei Twitter. Rob Lowe twitterte: "Wow. Alle haben klein beigegeben. Die Hacker haben gewonnen."

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