G7-Gipfel: Kommen gewaltbereite Linke aus dem Ausland?

München - Die Möglichkeiten der Globalisierung werden auch von ihren Gegnern geschätzt. Vor dem G7-Gipfel mobilisieren autonome Gruppen über Deutschlands Grenzen hinweg. Über eine potenzielle Gefahr aus dem Süden sprechen die Behörden nicht allzu gerne: den "black bloc". So nennen die italienischen Medien die gewalttätigen Autonomen, die zuletzt am 1. Mai Teile der Mailänder Innenstadt verwüsteten. Die Linksextremisten aus dem Süden sind reisefreudig. Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden war eine größere italienische Gruppe an den Ausschreitungen rund um die Eröffnung des neuen EZB-Gebäudes in Frankfurt beteiligt.
Dass radikale Gruppen es am 7. und 8. Juni auf Straßenschlachten anlegen, ist offenkundig. So sind auf der linksradikalen Webseite "g7-mobi.org" sogenannte Mobivideos eingestellt. Unter dem Titelbild eines brennenden Schloss Elmau sind dort die Frankfurter EZB-Krawalle zu betrachten. "G7-Gipfel 2015 auf Elmau? Interessiert uns brennend!", heißt es da. "Informieren, mobilisieren, den Brandstiftern die Hölle heiß machen."
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Einen Rückschlag haben die Behörden bereits erlitten: Das Verwaltungsgericht München hat ein Protestcamp in Garmisch-Partenkirchen erlaubt, das Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gerne verhindert hätte. Autonome Gruppen wollen das provisorische Zeltlager als Stützpunkt nutzen und organisieren Busreisen dorthin.
"Der Mobilisierungsgrad nimmt eindeutig zu", sagt Hans-Peter Kammerer, der Sprecher des Planungsstabs G7 bei der bayerischen Polizei. Und mobilisiert wird nach Einschätzung der Polizei auch im benachbarten Ausland - in Italien, in Österreich, aber auch in Tschechien.
Innenminister Herrmann will Ausschreitungen auf jeden Fall verhindern. Gelingen soll das vor allem durch ein Polizeiaufgebot von über 19 000 Beamten - 17 000 in Deutschland, 2100 im benachbarten Tirol. "Das wird der größte Polizeieinsatz der bayerischen Geschichte", sagt Herrmann.
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Italienische Autonome gelten als gewalttätig, bestens organisiert und gut trainiert. Die bisher blutigsten Proteste gegen einen G8-Gipfel gab es 2001 in Genua, ein Demonstrant kam damals ums Leben.
Die Frankfurter Krawalle begannen bereits sehr früh am Morgen - Stunden vor dem Beginn der eigentlichen Demonstration. Mobile Kleingruppen zündeten an mehreren Stellen gleichzeitig Autos an und bauten Barrikaden, die anschließend ebenfalls in Flammen aufgingen.
In Mailand war das Vorgehen bei der Expo-Eröffnung ganz ähnlich: Auch dort agierten kleine Gruppen von jeweils vier bis fünf Randalierern getrennt, aber offensichtlich vorher abgesprochen. Sie setzten Autos, Banken und Geschäfte in Brand, attackierten Polizisten, schmissen Steine und Böller.
Viele Demonstranten warfen gegen Ende der Mailänder Ausschreitungen schwarze Kleidung und sonstige Ausrüstung auf die Straße - Schutzhandschuhe, Helme, Stöcke und Baseballschläger. Damit waren sie nicht mehr von normalen Passanten zu unterscheiden. Es gab nur wenige Festnahmen.
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An den Ausschreitungen in der lombardischen Metropole waren nach Berichten italienischer Medien auch Deutsche beteiligt. Somit ist davon auszugehen, dass deutsche und italienische Autonome sich vor dem G7-Gipfel abstimmen.
Laut "Corriere della Sera" gab es anschließend besorgte Anfragen aus Deutschland bei den Spezialeinheiten der italienischen Polizei für Extremismusbekämpfung und organisierte Kriminalität. Bestätigt ist das nicht: Auf Fragen zum Schwarzen Block reagierte das Innenministerium in Rom nicht. Nach Angaben des bayerischen Innenministeriums gibt es einen intensiven Austausch der Behörden in Deutschland, Österreich und Italien.
Die seit der vergangenen Woche vorübergehend wieder eingeführten Kontrollen an der Grenze zu Tirol dienen vor allem dazu, die Einreise italienischer Gewalttäter zu verhindern. Seit Montag kontrolliert auch die Tiroler Polizei zwei Hauptzufahrtsstraßen nach Bayern. Geht der Plan der Sicherheitsbehörden auf, werden die Autonomen aus allen Himmelsrichtungen schon vor dem Eintreffen in Garmisch-Partenkirchen abgefangen.