Fremdenhass im Osten: Ein Teufelskreis

Ausländerfeindlichkeit hemmt gesellschaftliches und wirtschaftliches Wachstum und führt zu mehr Ausländerfeindlichkeit - ein Teufelskreis, meint AZ-Korrespondent Martin Ferber.
Deutschland einig Vaterland? Von wegen. Noch immer zieht sich eine unsichtbare Mauer durch das Land. Ökonomisch läuft der Westen dem Osten davon, gleichzeitig driften die sozialen Verhältnisse auseinander, die Spannungen nehmen zu. Und der Frust über diese neue Spaltung entlädt sich ausgerechnet an den Schwächsten der Gesellschaft – den Flüchtlingen.
In einer bislang nicht gekannten Deutlichkeit prangert die Bundesregierung den sich verfestigenden Fremdenhass und Rassismus in den neuen Ländern an und nennt ihn eine ernste Bedrohung für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung. Es ist eine fast schon selbstzerstörerische Einstellung: Gerade die neuen Länder, die von der Abwanderung und der Überalterung besonders betroffen sind und deren Wirtschaft wegen des Fachkräftemangels nicht so stark wächst, wie sie könnte, würde von der Zuwanderung besonders profitieren. Doch die offen zur Schau gestellte Ausländerfeindlichkeit verhindert dies und sorgt dafür, dass die Wirtschaft weiter abgehängt wird – ein Teufelskreis, der neuen Frust zur Folge hat.
Das sollte auch den Menschen im Westen eine Mahnung sein. Nur offene Gesellschaften sind auch wirtschaftlich erfolgreich und können sich auf Dauer behaupten. Ohne Freiheit kein Wohlstand.