Entwicklungminister Gerd Müller (CSU) unter Plagiatsverdacht
Die Uni Regensburg prüft laut Medienberichten die Doktorarbeit von Minister Gerd Müller von der CSU. Der Guttenberg- Plagiatsjäger sieht "handwerkliche Fehler"
München - Die Universität Regensburg geht Plagiatsvorwürfen gegen Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) nach.Ihr Ombudsmann für solche Fälle, Professor Christoph Meinel, erklärte am Mittwoch: „Arbeit und zugehörige Unterlagen liegen mir seit heute zur Prüfung vor.“ Zuvor hatten "Bild" und "Welt" über den Fall berichtet.
Müller steht im Verdacht, eine Textpassage seiner Doktorarbeit abgeschrieben zu haben.
Eine Sprecherin wies die Vorwürfe zurück. Sie seien nicht nachvollziehbar, da das Thema der Arbeit und der Gegenstand der empirischen Untersuchung erstmalig 1987 vom Verfasser bearbeitet worden sei und es somit keine vergleichbare Arbeit gegeben habe. Der Titel der Dissertation lautet: „Die Junge Union Bayern und ihr Beitrag zur politischen Jugend- und Erwachsenenbildung“.
Der Minister begrüßt laut Sprecherin, dass der Ombudsmann der Universität der Sache nachgehe, dies werde "für Klarheit sorgen".
Mit den Vorwürfen hatte sich der Nürnberger Plagiatsjäger Martin Heidingsfelder in den vergangenen Tagen an die Öffentlichkeit und den Uni-Ombudsmann gewandt.
Müller habe Texte aus Arbeiten des Politologen und späteren CDU-Politikers Wolfgang Hackel übernommen, ohne dies mit Anführungszeichen als Zitat zu kennzeichnen, berichtete Heidingsfelder. Erst viele Seiten nach Beginn des Zitats sei die Quelle genannt worden.
Die "Bild" zitierte den Heidingsfelder mit den Worten: "Da gibt es handwerkliche Fehler." Heidingsfelder hatte im Jahr 2011 Plagiate in der Doktorarbeit des damaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nachgewiesen.
Bundesweit bekannt wurde Heidingsfelder durch seine Gründung von „VroniPlag Wiki“, benannt nach der Tochter des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber. Seither hat er mehrere Plagiats-Affären mit aufgearbeitet - unter anderem den Fall der FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin, die ihren Doktortitel abgeben musste.
Im vergangenen Jahr war der damaligen Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) von der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität der Doktortitel nach Plagiatsvorwürfen aberkannt worden. Sie trat daraufhin zurück. Eine Klage Schavans wies das Verwaltungsgericht Düsseldorf im März zurück.
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In der CSU hatte zuletzt Generalsekretär Andreas Scheuer Ärger mit seinem Doktortitel, den er an der Prager Karls-Universität erworben hatte. Diesen "kleinen" "Dr." ohne Zusatz darf er in Deutschland aber nicht führen - außer in Bayern und Berlin. Fazit: Scheuer verzichtet seitdem auf seinen Titel.