Die pannenreiche Jagd nach dem Bombenbauer

Wochenlang sind die Geheimdienste und Ermittler dem syrischen Terrorverdächtigen Al-Bakr auf der Spur gewesen. Ein Rückblick.
von  wot
Der syrische Terrorverdächtiger Dschaber Al-Bakr wurde am Mittwoch tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden.
Der syrische Terrorverdächtiger Dschaber Al-Bakr wurde am Mittwoch tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden. © dpa/AZ

19. Februar 2015: Der Syrer reist nach Deutschland ein, wird in München registriert und zur Erstaufnahme in Chemnitz weitergeleitet.

10. März: Al-Bakr zieht nach Eilenburg in Nordsachsen.

9. Juni: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gibt dem am 19. Februar gestellten Asylantrag von Al-Bakr statt. Er erhält einen auf drei Jahre befristeten Aufenthaltstitel.

September 2016: BND und Verfassungsschutz werden auf den 22-Jährigen aufmerksam. Der Syrer recherchiert im Internet über die Herstellung von Sprengsätzen und beschafft – vermutlich mit einem Komplizen – die Grundstoffe dafür.

6. Oktober: Der Verfassungsschutz macht Al-Bakr als Schlüsselfigur eines geplanten IS-Anschlages aus. Er soll sich gegen Züge oder Berliner Flughäfen richten. Al-Bakr wird rund um die Uhr observiert.

7. Oktober: Der Syrer will Heißkleber kaufen – für die Ermittler ein Signal, dass er eine Bombe fertigstellen will. Der Verfassungsschutz benachrichtigt die Polizei in Chemnitz.

8. Oktober: Die Polizei versucht, Al-Bakr in der Wohnung eines Bekannten festzunehmen, doch er kann flüchten. Der Zugriff des SEK in dem nicht geräumten Plattenbau im Chemnitzer Fritz-Heckert-Viertel wurde abgebrochen. Es war nicht klar, in welcher Wohnung er sich aufhielt. Später war das SEK nicht nah genug dran, um Al-Bakr zweifelsfrei zu identifizieren. Ein Mann verließ das Haus noch während der Umstellung des SEK und flüchtete trotz Warnschusses. Ein gezielter Schuss war laut LKA zu riskant, da Unbeteiligte in der Nähe waren.
Die Beamten stellen in der Wohnung Sprengstoff sicher. Der Mieter wird als mutmaßlicher Mittäter festgenommen.

9./10. Oktober: Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe zieht die Ermittlungen an sich. Die Polizei fahndet weiter bundesweit nach Al-Bakr, der ungehindert bis Leipzig kommt. Ein Syrer nimmt ihn auf, erkennt ihn aber und holt Freunde. Gemeinsam überwältigen sie Al-Bakr und übergeben ihn der Polizei. Das gestaltete sich allerdings nicht so einfach: Der Anruf eines Syrers bei der Polizei blieb aufgrund von Verständigungsproblemen zunächst erfolglos. Daraufhin fuhr der Mann mit einem Foto des überwältigten Al-Bakr zu einem Polizeirevier. Erst dann rücken Beamte zur Festnahme aus.
Schließlich wird Haftbefehl wegen Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat erlassen.

12. Oktober: Der Syrer wird erhängt in seiner Zelle in der Leipziger Justizvollzugsanstalt gefunden.

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