So endete die Flucht von Dschaber Al-Bakr
Chemnitz – Nachdem der mutmaßliche Bombenbauer beim Polizeizugriff vor seiner Chemnitzer Wohnung entkommen war, verlor sich die Spur von Dschaber Al-Bakr zunächst und es lief eine gigantische Fahndung an. Sogar im fernen München stockte die Polizei ihre Präsenz an Bahnhof und Flughafen massiv auf, überall waren Sicherheitskräfte mit schusssicheren Westen und Maschinenpistolen zu sehen.
Tatsächlich kam Al-Bakr aber gar nicht allzu weit: Auf der zweitätigen Flucht hatte er es nur von Chemnitz bis nach Dresden geschafft, doch dort übermannte den religiösen Fanatiker dann ein allzu irdisches Bedürfnis – nämlich das nach Schlaf. Al-Bakr ist nicht erst seit einigen Wochen oder seit der großen Welle im Herbst in Deutschland, er kam schon im Februar 2015. Daher weiß er, wie gut die Exil-Syrer hierzulande vernetzt sind und nutzt eine der vielen Facebook-Gruppen, um eine Unterkunft für die Nacht zu finden. Da ist es fast schon Ironie des Schicksals, dass ihn auch genau eine solche Facebook-Gruppe hinterher in den Knast brachte.
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Mohamed A. reagierte auf Al-Bakrs Anfrage und bot dem 22-Jährigen seine Wohnung an. Gegenüber der Bild-Zeitung erzählt er, dass Dschaber Al-Bakr sich die Haare schneiden lassen wollte. Mohamed A. übernimmt den Job, da er eine Zeit lang als Friseur gearbeitet hat. Wem er da gerade eine neue Frisur verpasste, ahnte er da noch nicht.
Ein Stromkabel wird dem Terroristen zum Verhängnis
Einige Zeit später sind es erneut die sozialen Netzwerke, die den Weg von Dschaber Al-Bakr entscheidend beeinflussen. Mohamed A. und ein Freund entdecken den auch auf Arabisch in den diversen syrischen Facebook-Gruppen verbreiteten Fahndungsaufruf nach Al-Bakr und erkennen auf den Fotos den Mann, der gerade in Mohameds Wohnung schläft.
Die beiden Männer schnappen sich ein Verlängerungskabel und fesseln Dschaber Al-Bakr damit die Füße, nach einem kurzen Gerangel nimmt Mohameds Freund den gesuchten mutmaßlichen Terroristen in den Schwitzkasten und fixiert ihn so. In seinem Rucksack hat Al-Bakr mehr als 1.000 Euro, die bietet er den beiden Männern, wenn sie ihn gehen lassen.
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Stattdessen macht Mohamed A. ein Foto vom überwältigten Al-Bakr und geht damit zur Polizei. Kurz darauf rasen Einsatzkräfte zur Wohnung und die Handschellen klicken. Als das SEK schließlich eintrifft, ist schon alles vorbei. Eine bundesweite, spektakuläre Fahndung endet ganz unspektakulär auf dem Sofa eines Flüchtlings.
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