Das sind die Gesichter des Terrors
Paris - Frankreich will wissen, wer diese Terroristen sind. Woher sie kamen und wie es ihnen gelingen konnte, den Terror mitten im Herzen Europas zu planen.
In 48 Stunden wurden vorsorglich 23 Personen festgenommen, 168 Häuser durchsucht und 104 Hausarreste ausgesprochen.
Auch in Belgien laufen die Ermittlungen auf Hochtouren, sieben Menschen wurden gestern festgenommen. Denn immer mehr Spuren der Terroristen führen nach Belgien. Viele der bislang identifizierten jungen Täter haben sich in dem Land – zumindest zu irgendeinem Zeitpunkt – einmal aufgehalten.
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Und: Mehrere der Männer waren den Behörden als gefährlich bekannt oder wurden bereits einmal kontrolliert – wurden aber nicht aufgehalten.
Die bislang bekannten Pariser Terroristen im Überblick:
Der Drahtzieher von Paris
Sein Name ist Abdelhamid Abaaoud. Der 27-Jährige gilt als der meistgesuchte Islamist von Belgien. Die Ermittler sind sich sicher, dass er auch der Drahtzieher hinter den Angriffen in Paris ist.
Früher lebte er in dem als Islamistenhochburg bekannten Brüsseler Stadtteil Molenbeek. Dann zog er nach Syrien, um den IS zu unterstützen. Er taucht in mehreren Videos des Islamischen Staates auf. In einem sitzt er am Steuer eines Autos, das vier verstümmelte Leichen hinter sich herzieht. Sogar sein erst 13 Jahre alter Bruder ist offenbar schon mit hineingezogen worden. Es soll Fotos geben, die den Buben mit einem Sturmgewehr zeigen, so der "Spiegel".
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Abaaoud stammt aus Marokko und wurde bereits seit einem vereitelten Terroranschlag auf Polizisten im ostbelgischen Verviers im Januar gesucht. Damals soll er angeblich nach Syrien aufgebrochen sein, eine Spur führte aber nach Griecheland.
Abaaoud, der sich auch Abu Umar al-Baldschiki nennt, machte aus seinen Terror-Absichten kein Geheimnis: Laut "Guardian" rühmte er sich im Internet damit, dass er Angriffe von Belgien aus und "direkt vor der Nase des belgischen Geheimdienstes" organisiert habe. Er soll zudem schon einmal kontrolliert worden sein, behauptet er. Die Polizei habe ihn aber nicht erkannt und ziehen lassen.
Der international Gesuchte
Drei Brüder stehen ebenfalls im Fokus der Ermittlungen: Die Abdeslams. Der seit Tagen mit internationalem Haftbefehl Gesuchte ist Salah Abdeslam. Der 26-jährige Franzose ist der Bruder eines Selbstmordattentäters. Ob er selbst auch an der Tat beteiligt war, ist noch unklar. In jedem Fall hatte er den VW Polo gemietet, mit dem die Terroristen zur Konzerthalle Bataclan fuhren.
Salah Abdeslam könnte Medienberichten zufolge schon längst hinter Gittern sitzen: Demnach stoppten Polizisten den 26-Jährigen und zwei weitere Personen nur Stunden nach den Pariser Anschlägen nahe der belgischen Grenze in einem Auto, ließen sie aber weiterfahren.
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Immer wieder hieß es auch gestern, dass der Gesuchte in Belgien gefunden worden sein soll. Bislang erwies sich diese Festnahme als Fehlinformation.
Der Freigelassene
Sein zweiter Bruder, Mohamed Abdeslam, dagegen ist mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Er saß seit Samstagabend in U-Haft. Mohamed Abdeslam werde nicht länger verdächtigt, an den Attentaten beteiligt gewesen zu sein, sagte seine Anwältin gestern. Ihr Mandant habe ein Alibi für Freitagabend und könne deshalb nachweisbar nicht an den Anschlägen in Paris beteiligt gewesen sein.
Die Selbstmordattentäter
Der dritte Abdeslam-Bruder, Ibrahim Abdeslam (31), sprengte sich vor der Brasserie Comptoir selbst in die Luft. Niemand außer er selbst kam ums Leben, aber es gab Verletzte. Auch er hatte ein Auto angemietet, das die Terroristen nutzten. Und auch er hatte zuletzt in Molenbeek bei Brüssel gelebt – wie auch der mutmaßliche Drahtzieher.
Als ersten hatten die Ermittler den Selbstmordattentäter Ismail Omar Mostefai identifziert. Der 29-Jährige sprengte sich im Bataclan in die Luft. Er hatte den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen – sein Vater stammt aus Algerien, die Mutter laut Medienberichten aus Portugal. Frankreichs Geheimdiensten war er seit 2010 als möglicher Radikaler bekannt. Doch sie verloren ihn im Winter 2013 aus den Augen. Er soll in die Türkei ausgereist sein.
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Türkische Sicherheitskräfte haben ihn nach Angaben aus Regierungskreisen bereits im vergangenen Jahr als Terrorverdächtigen identifiziert. Die Türkei sollen die französischen Behörden im Dezember und erneut im Juni über Mostefai informiert haben.
Auch die beiden Männer Sami Amimour (28) und Bilal Hadfi (20) haben sich für den Terror selbst umgebracht. Der 20-Jährige tötete sich vor dem Fußball-Stadion, Amimour im Konzertsaal. Der Franzose hätte sich regelmäßig bei den Behörden melden müssen, verschwand aber 2013 spurlos. Seitdem wurde Amimour mit Haftbefehl gesucht. Er soll sich zuletzt in Syrien aufgehalten haben. Sein Vater soll sogar nach Syrien gereist sein, um seinen Sohn zurückzuholen. Der wollte aber nichts mehr von der Familie wissen, weil er sich dem IS angeschlossen hatte.
Bilal Hadfi lebte zuletzt in Belgien, auch er war zuvor in Syrien gewesen. Wann er von dort zurückkam, wissen die Ermittler nicht.
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