Getöteter Münchner: "Ruhe in Frieden, alter Freund"

Unter den Toten von Paris ist auch ein gebürtiger Münchner: Raphael H. war 28 Jahre alt und Architekt. Wie Familie und Bekannte Abschied nehmen.
N. Kettinger, J. Jacobs |
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Auch er starb in dem Asia-Restaurant: Der gebürtige Münchner Raphael H.
dpa/Facebook Auch er starb in dem Asia-Restaurant: Der gebürtige Münchner Raphael H.

Paris - Er saß mit zwei Kollegen beim Feierabend-Bier auf der Terrasse des Restaurants „Le Petit Cambodge“, als die Mörder das Feuer eröffneten: Raphael H., ein gebürtiger Münchner. Der 28-Jährige ist eins der beiden deutschen Todesopfer der Terrornacht von Paris. „Er war ein ambitionierter Architekt, furchtlos und wurde von hinten erschossen“, sagte sein Onkel gestern dem Radiosender „Rai Südtirol“.

Der junge Mann, Sohn eines Kinderarztes, ist in Garmisch aufgewachsen und hat an der TU München Architektur studiert. Mit Erfolg: 2014 wurden er und seine Kommilitonen von der Hochschule für ihr Projekt „Prototypisches Schulhaus für Sambia“ mit dem Franz-Berberich-Preis ausgezeichnet.

Vor einem halben Jahr trat er laut seinem Onkel eine Stelle im Pariser Büro des italienischen Star-Architekten Renzo Piano an – ein Traum-Job. Am Freitagabend traf sich Raphael H. mit einem irischen und einem mexikanischen Kollegen zum Abendessen in dem beliebten asiatischen Restaurant in der Rue Alibert.

Laut einer Augenzeugin fuhr gegen 21.25 Uhr ein Wagen vor das Lokal. „Zwei Männer stiegen aus, maximal 25 Jahre alt. Sie sahen ganz normal aus: keine Bärte, keine Dschellabas.“ Einer sei am Wagen stehen geblieben und habe sofort das Feuer eröffnet. Der andere sei über die Terrasse in das Restaurant gestürmt.

Raphael H. hatte keine Chance. „Mit großer Trauer müssen wir ihnen mitteilen, dass wir einen unserer Mitarbeiter bei den Anschlägen am Freitagabend in Paris verloren haben“, teilte das Architekturbüro Renzo Piano mit. „Zwei weitere wurden verletzt, sind aber in einem stabilen Zustand. Unsere Gedanken sind bei ihren Familien und Freunden und bei allen anderen, die von diesem schrecklichen Ereignis betroffen sind.“

Seelsorger begleiten die Familie nach Paris

 

Am Samstag begleiteten Helfer des Krisen-Interventions-Teams des Münchner Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Raphael H.s getrennt lebende Eltern und zwei weitere Angehörige nach Frankreich. Gestern bat die Familie die Medien darum, ihre Privatsphäre zu respektieren. „Wir appellieren an Ihr Mitgefühl: Ziehen Sie die bereits vor Ort befindlichen Fernsehteams umgehend wieder ab!“, hieß es in einer Pressemitteilung der Hinterbliebenen, die durch die Polizei verbreitet wurde. „Ermöglichen Sie den Eltern und Geschwistern unseres Angehörigen eine Heimkehr in die Geborgenheit des Familienkreises anstatt Ihre traumatische Erfahrung zu verschlimmern! Wir bedanken uns für Ihr Verständnis, für Ihr Mitgefühl und den Respekt, den Sie unserer Familie entgegenbringen!“

Im Internet haben Freunde währenddessen eine Facebook-Seite für den Getöteten angelegt. „Unfassbar, einfach schrecklich und wahnsinnig traurig. Ich bin schockiert. Was ist das für eine Welt? Ich wünsche der Familie und den Freunden ganz viel Kraft“, schreibt eine Besucherin. Und ein anderer: „R.I.P. alter Freund. Wir werden dich immer in unseren Herzen tragen.“

Wie erst am Montag bekannt wurde, ist unter den zahlreichen Toten im Musik-Club Bataclan ein weiterer Deutscher: Der gebürtige Hannoveraner Fabian Stech († 52) lebte seit 1994 in Frankreich. Der Kunstkritiker unterrichtete an einer Privatschule in Dijon: „Er war ein Lehrer, den wir alle geliebt haben.“

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