CSU-Parteitag: Nun geht’s bergab
Angela Böhm, Landtagskorrespondentin, über Seehofer und den CSU-Parteitag
Das Glück ist Horst Seehofer einfach hold. Der Wahlparteitag der CSU fiel gerade in die Endphase der Koalitionsverhandlungen in Berlin. Eine gute Woche nach dem katastrophalen SPD-Parteitag, auf dem die Genossen ihrem Leitwolf Sigmar Gabriel mit 83,6 Prozent einen Denkzettel verpasst haben, beweisen die Schwarzen in Bayern, was sie von den Sozis unterscheidet: Wenn’s drauf ankommt, stehen sie zusammen und machen ihren Vorsitzenden stark.
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Seehofer ist auf dem Gipfel angelangt. Sein Bauchgefühl, seine Frechheit und Hartnäckigkeit, sein Populismus haben sich ausgezahlt. Die Maut war sein Trumpf, der weit über die CSU-Grenzen gestochen hat. Keiner hatte ihm zugetraut, dass er sie gegen die Mächtigen, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel und den ADAC auf die Spur bringt. Seehofer nervt, bis er seinen Willen hat. Und die CSU fühlt: Wir sind wieder wer. Wer den Zenit erreicht, muss ihn aber auch überschreiten.
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Auf dem Höhepunkt der Macht geht’s wieder bergab. Sitzt die große Koalition fest im Sattel, werden sich die CSUler von ihrem Chef nicht mehr wie Deppen behandeln und quälen lassen. Die Kluft zwischen Seehofer und seiner Partei wird nach der Europawahl langsam aufbrechen. Bevor er sich 2018 zurückzieht, werden noch viele eine Rechnung mit ihm begleichen wollen. Beim nächsten Wahlparteitag 2015 sind 95,3 Prozent wohl unerreichbar. Für Seehofer führt der Weg nun in eine ungewisse Zukunft.