"Ich mische mich bei allem ein"

Der einstige Ziehsohn von Franz Josef Strauß, Peter Gauweiler, sagt im AZ-Interview, was er  von Bastelstuben, Reparaturtrupps und sich selbst hält.
Angela Böhm |
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Vom Aussenseiter zum Parteivize: Europa-Rebell Peter Gauweiler nach seiner Wahl zum Stellvertreter von Horst Seehofer.
dpa Vom Aussenseiter zum Parteivize: Europa-Rebell Peter Gauweiler nach seiner Wahl zum Stellvertreter von Horst Seehofer.

Der einstige Ziehsohn von Franz Josef Strauß sagt, was er von Bastelstuben, Reparaturtrupps und sich selbst hält.

München - Sie haben viele Gemeinsamkeiten: Horst Seehofer und Peter Gauweiler. Beide sind Querköpfe, Rebellen, Einzelkämpfer und waren in der CSU-Außenseiter.  Seehofer brachte es vor fünf Jahren überraschend zum Parteichef.  Peter Gauweiler feiert jetzt im zweiten Anlauf überraschend sein Comeback. Vor zwei Jahren war der Top-Anwalt und Vater von vier Kindern noch Verkehrsminister Peter Ramsauer im Vize-Duell unterlegen. Nun braucht Seehofer den Euro-Skeptiker als Zugpferd für die bevorstehende EU-Wahl im Mai 2014. Mit Gauweiler macht die CSU den Polit-Spagat und ist gleichzeitig für und gegen Europa. So will sie alle Wähler einsammeln. Die AZ sprach mit dem neuen Parteivize gleich nach seiner Wahl auf dem CSU-Konvent  in der Münchner Messehalle.

AZ: Mit 64 Jahren an die CSU-Spitze. Ist das jetzt Genugtuung dafür, dass Edmund Stoiber Sie vor 19 Jahren aus dem Kabinett geworfen hat?

PETER GAUWEILER: Warum betonen Sie meine 64 Jahre?

Ein Generationen-Wechsel sind Sie ja gerade nicht an der Parteispitze.

64 ist die Jugend des Alters. Oder das Alter der Jugend. Je nachdem. Ich freue mich natürlich, dass mich der Parteitag mit fast 80 Prozent gewählt hat, bei den vielen Debatten, die wir hatten. Das ist gar nicht so schlecht.

Aber Genugtuung ist es auch?

Un poco.

Sie hatten ein schlechteres Ergebnis erwartet?

Ich hatte mit weniger gerechnet und mir schon ein Sprüchlein zurechtgelegt: Lieber knapp gewonnen, als knapp verloren.

Sie waren gegen die Einführung des Euros, haben gegen den Lissabon-Vertrag und den Rettungsschirm geklagt. Was haben Sie eigentlich gegen Europa?

Europa ist zu wichtig, als dass wir es der Bastelstube von nicht sehr professionellen Zentralmechanikern überlassen dürfen. Eine gut gemeinte Idee muss nicht immer auch gut sein. Der Euro sollte gesichert werden durch die Stabilitätskriterien. Die waren von besonderer Bedeutung. Heute gilt die Aussage der IWF-Chefin Lagarde: "Wir haben alle Regeln gebrochen." Man kann die Länder Europas nicht über einen Kamm scheren. Ich glaube, weniger wäre mehr.

Die Kanzlerin ist dann für Sie die Oberbastlerin?

Die Kanzlerin hat sich in den letzten Jahren seit der Griechenland-Hilfe eher den Ruf als Chefin einer Reparaturtruppe erworben. Eurokritikern wie mir geht das alles schon viel zu weit, während Einflüsse von links sagen: Du müsstest viel mehr Steuergelder in Eurobonds geben.

Sind Sie in der CSU jetzt nur der Notnagel, der gegen die europafeindliche Partei AfD herhalten muss?

Die Tatsache, dass die AfD bei der Bundestagswahl fast fünf Prozent erreichte, war für unsere Freunde von der CDU wie eine Hallo-Wach-Tablette. Im bürgerlichen Lager ist bald eine Grenze erreicht, bei der die Menschen nicht mehr mitmachen wollen. Das hat nicht geschadet. Selbst die SPD erhebt heute Einwände gegen die direkte Finanzierung von europäischen Pleitebanken aus dem Euro-Rettungsschirm.

Sind Sie als CSU-Vize jetzt auf Europa gebucht, oder mischen Sie sich auch bei anderen Themen ein?

Ich werde mich bei allem einmischen, wo ich es für richtig halte.


Ob Ihr Parteichef das mag? Der findet doch seine Vizes eh für die Katz.

Seehofer sagte: „Die Hundehütte ist für den Hund und der Stellvertreter ist für die Katz.“ Das Zitat stammt aus der Zeit, als er Stellvertreter von Edmund Stoiber war. Aber was ist schon wichtig?

Wie wichtig nehmen Sie sich selber dabei?

Ich denke, man muss mitmachen. Man muss einen Beitrag leisten, egal ob man verliert und im Staub liegt, oder ob man gewinnt.

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