CDU und CSU: Versöhnung aus Alternativlosigkeit

Für den Wahlkampf werden sich CDU und CSU am Sonntag in München wohl (erneut) zusammenraufen.
von  Ralf Müller
Seehofer und Merkel: Partner wider Willen.
Seehofer und Merkel: Partner wider Willen. © dpa/Sven Hoppe

München - Es wird keine Krönungsfeier mit Champagner und Kaviar, sondern ein verordnetes Versöhnungstreffen bei Gegrilltem, Kartoffelsalat und bayerischem Bier in der Kantine des Franz-Josef-Strauß-Hauses, wenn sich die Präsidien von CDU und CSU am Sonntag in München treffen. Alles wird wieder gut sein und am Montag wird CSU-Chef Horst Seehofer in Anwesenheit der wohlwollend dreinschauenden Kanzlerin und CDU-Chefin verkünden: Selbstverständlich unterstütze man Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem erneuten Anlauf aufs Kanzleramt.

Soweit die Planung für das "Zukunftstreffen". Es bestehen wenig Zweifel, dass es auch so ablaufen wird, denn alles andere wäre eine Demontage der eigenen Wahlchancen. Dass es so ausgehen würde, war eigentlich schon im Spätsommer 2015 klar, als die CSU wegen der Flüchtlingskrise auf Distanz zur Schwesterpartei und ihrer Chefin ging. Wer auch immer sich im Unionsgeflecht auskannte, wusste: Alle Drohungen aus Bayern, künftig eigene Wege zu gehen, würden letztlich leer bleiben. Aus Alternativlosigkeit.

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Etlichen geht die Taktiererei des CSU-Chefs schon auf die Nerven

Jetzt gibt man sich in der CSU zähneknirschend mit der Zusage der Bundeskanzlerin Angela Merkel zufrieden, die Vorkommnisse des Jahres 2015 würden sich nicht wiederholen. Es entspricht dem Politikstil der Kanzlerin, dass sie offenlässt, wie sie einem neuerlichen Flüchtlingsandrang zu bewältigen gedenkt. Die CSU möchte dagegen Maßnahmen festschreiben, die schlüssig darlegen, wie eine „Obergrenze“ von maximal 200 000 Flüchtlingen pro Jahr eingezogen werden kann.

Dieser Dissens wird offen bleiben, aber auf einmal stört er nicht mehr besonders. Im Gegenteil: Der limitierte Gegensatz zwischen den Unionsparteien könnte ein breiteres Wählerspektrum abdecken als es eine gemeinsame Formel könnte. Die CSU wird daher die Forderung nach der "Obergrenze" in ihrem eigenen Bundestags-Wahlprogramm, dem "Bayernplan" festhalten.

Nach eineinhalb Jahren Zwist wird die in München zu erwartende Schwesternliebe freilich nur vordergründig sein können. In der CDU gibt es etliche, denen die Taktiererei des CSU-Chefs schon lange schwer auf die Nerven geht. Und in der CSU gibt es einige, die Merkel nicht mehr sehen können. Doch die Alternativlosigkeit wird CSU und CDU erneut zu einer Zweckgemeinschaft zwingen.

Und zu einer Notgemeinschaft gegen Martin Schulz. Denn das Umfragehoch des SPD-Kanzlerkandidaten dürfte so manchen Unionspolitiker nervös werden lassen.

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