Bundespräsident Steinmeier? - Gabriels Coup!
Dass Frank-Walter Steinmeier „Präsident kann“, steht außer Frage. Staatstragend, manchmal pastoral und stets mit der vornehmen Zurückhaltung des Chefdiplomaten – diese Eigenschaften werden dem Außenminister im Schloss Bellevue helfen. Was nicht heißt, dass der SPD-Mann ein bequemer Bundespräsident wird. Erst recht nicht, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel über den kommenden Herbst hinaus im Kanzleramt residieren sollte. Die CDU-Vorsitzende wollte Steinmeier nicht als Nachfolger von Joachim Gauck. Sie wurde jedoch von SPD-Chef Sigmar Gabriel mit seinem Personalvorschlag überrumpelt.
Auch für Merkel alternativlos
Der Vorsitzende ist dabei ein großes Risiko eingegangen. Denn die Gefahr war gegeben, Steinmeier, der schon krachend mit seiner Kanzlerkandidatur gescheitert ist, politisch zu „verbrennen“. Doch Gabriels Chuzpe hat sich ausgezahlt, die späte Festlegung der Spitzen von CDU und CSU auf Steinmeier als Kandidat für das höchste Staatsamt ist Gabriels Coup. Damit wird er seine Position in der SPD festigen, auch mit Blick auf die Kanzlerkandidatur. Gabriel ist zugutegekommen, dass CSU-Chef Horst Seehofer um jeden Preis ein schwarz-grünes Signal verhindern wollte, zu dem Merkel mit einer Nominierung Winfried Kretschmanns bereit war.
Wieder keine Einigung: Neue Runde, neues Glück
Und so wurde Steinmeier letztlich auch für Bundeskanzlerin Angela Merkel alternativlos. Denn nach der Absage Norbert Lammerts hat sie in den eigenen Reihen schlichtweg keinen Kandidaten gefunden. Sie geht deshalb – abermals – als Verliererin aus einem Präsidenten-Casting. Ob ihr das politisch schadet, muss sich zeigen.