Boris Johnson: Ausgerechnet der?

Boris Johnson (52) stolpert, kleckert, pöbelt – und ist einer der beliebtesten Politiker in Großbritannien. Jetzt steigt Mr. Brexit zum Außenminister auf. Was hinter der Fassade des Populisten steckt.
von  Silvia Kunsidl
Die Sprüche von Boris Johnson.
Die Sprüche von Boris Johnson. © az

London - Lausbuben-Image und markige Sprüche: Bei den meisten Briten kommt der neue Außenminister Boris Johnson gut an.

In Umfragen wurde er zumindest vor dem Brexit-Votum zum beliebtesten Politiker Großbritanniens gekürt. Der 52-Jährige wirkt hemdsärmelig, spricht den einfachen Mann an. Er schneidet Grimassen, kleckert mit Speiseeis, stolpert, stürzt und pöbelt. Manche halten das aber für eine ganz gezielte Masche. Tatsächlich gehört der Konservative zum Establishment.

Lesen Sie hier: Obama: Wir sind noch lange nicht am Ziel

Geboren wurde der Exzentriker als Alexander Boris de Pfeffel Johnson in New York. Vater: Politiker und Wissenschaftler. Mutter: Malerin. Sein Urgroßvater väterlicherseits war der letzte Innenminister des Osmanischen Reichs. Ausbildung: Elite-Internat Eton und danach Studium in Oxford, wo er seinen Parteifreund David Cameron kennenlernte. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.

Der Brexit-Wortführer war vor der Abstimmung über den EU-Austritt der größte Gegenspieler Camerons, der am Mittwoch als Premier zurücktrat und Theresa May den Weg freimachte (AZ berichtete). Ob bei seiner früheren Arbeit als Journalist oder später in der Politik: Johnson trat schrill und oft sehr undiplomatisch auf.

Lesen Sie hier: Dreyer übersteht Misstrauensantrag wegen Flughafen Hahn

Zu seinen größten Ausrutschern zählt seine Behauptung, die EU wolle einen Superstaat errichten – wie einst Napoleon und Hitler (siehe Sprüche unten).

Bei aller Lockerheit und Hemdsärmeligkeit verfolgt Johnson seine Ziele mit Ehrgeiz. Nach mehreren Jahren als Abgeordneter im Unterhaus war er von 2008 bis Mai 2016 Londoner Bürgermeister. Er galt als einer der Favoriten für die Cameron-Nachfolge, teilte dann aber plötzlich mit, dass er nicht für dieses Amt kandidiere. Ebenso überraschte jetzt die Entscheidung der neuen Premierministerin, den ruppigen Politiker zum Außenminister und damit Chefdiplomaten Großbritanniens zu ernennen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.