Kommentar

Besitz von Cannabis bald straffrei: Rauch, der sich auflöst

Politik-Redakteurin Heidi Geyer zu den überarbeiteten Plänen der Ampel-Koalition für eine Cannabis-Legalisierung.
Heidi Geyer |
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Bill Clinton hat es schon getan, wenngleich er nicht inhaliert haben will. Weite Teile der deutschen Bevölkerung ebenso, auch in Bayern. Kiffen gilt als Kavaliersdelikt. Nun ist es nicht so, dass es das automatisch zum Freibrief für eine Legalisierung macht, schließlich gelten auch Schwarzfahren im ÖPNV und Geschwindigkeitsübertretungen beim Autofahren für viele Menschen als solche. Gerade letztere sind jedoch die Hauptursache für tödliche Autounfälle.

Auch Cannabis hat Risiken, ist "kein Brokkoli", wie die Ex-Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), einmal bemerkte. Für diesen Satz erhielt sie viel Häme in den Sozialen Medien. Und es stimmt, Cannabis kann Psychosen verursachen und wirkt sich gerade bei jungen Menschen fatal auf die Entwicklung des Gehirns aus.

Die Behörden entlasten

Dennoch gibt es viele gute Gründe, warum Gras legal werden sollte. Bislang verursachen Ermittlungen und Verfahren bei Polizei und Justiz einen enormen Aufwand, meist mit geringem Nutzen und Erfolg. Insofern ist es richtig, dass die Behörden entlastet werden und sich den echten bösen Buben widmen können, statt sich mit Kiffern rumzuschlagen.

Transparenz für mehr Gesundheit

Die derzeitige Illegalität führt unter anderem dazu, dass der Preisdruck auf Cannabis hoch ist. Insofern wird gestreckt, was das Zeug hält: Haarspray, Glassplitter, Bleipartikel sind nur drei Beispiele. Diese Zusätze sind aber mitunter extrem gefährlich. Ein offener Markt kann hier nur hilfreich sein, Transparenz wirkt sich unmittelbar auf die Gesundheit der Konsumenten aus.

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Eine restriktive Drogenpolitik ist keine Lösung

Und ja, Cannabis ist freilich ein Suchtmittel. Die alte Mär von der Einstiegsdroge ist jedoch empirisch nicht haltbar, wie zahlreiche Untersuchungen zeigen. Viele andere Länder haben gezeigt, dass eine Legalisierung funktioniert und eine restriktive Drogenpolitik die Situation nicht löst. Das ist auch in Deutschland so. Insofern ist es konsequent, was die Ampel macht. Und dabei Augenmaß zeigt: Modellprojekte und der Anbau in Clubs sind gut gewählte Ansätze, die dem jetzigen kriminellen Schwarzmarkt definitiv vorzuziehen sind.

Dass die Union mal wieder schreit und mit Klage droht, war erwartbar. Die Drohkulissen werden sich wohl bald in Rauch auflösen. Auch in Bayern.

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8 Kommentare
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  • Perlacher am 14.04.2023 00:46 Uhr / Bewertung:

    Wenn man sich einerseits der hohen Gefahr von Hirnschäden bei kiffenden Jugendlichen durchaus bewusst zeigt, kann man nicht im gleichen Artikel alles wieder relativieren und für die Freigabe von Cannabis sein! Das Zeug ist extrem schädlich, vor allem für Jugendliche! Da gibt es nichts zu relativieren!

  • Der wahre tscharlie am 13.04.2023 17:40 Uhr / Bewertung:

    "Bislang verursachen Ermittlungen und Verfahren bei Polizei und Justiz einen enormen Aufwand, meist mit geringem Nutzen und Erfolg. "

    Absolut richtig gesagt.
    Über 50 Jahre Strafverfolgung alleine in Bayern, und kein Licht am Ende des Tunnels. Abertausende von Menschen, die kriminalisiert und in den Polizeidateien als BTMler geführt werden.
    Und die CSU findet das immernoch als den richtigen Weg.

    Aber ich ahne Schlimmes. Der Freistaat wird sich schon was überlegen, wie sie dann die legalen "Clubs" überwachen kann und ihnen das Leben so schwer machen wird, in der Hoffnung, sie geben freiwillig auf. Und das wird dann der Öffentlichkeit damit verkauft, dass es in Bayern nicht funktioniert. Das ist meine Theorie.

  • Perlacher am 14.04.2023 02:04 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Gott sei Dank gibt es die bayerische Staatsregierung, bei der die Strafverfolgung von Straftätern ernsthaft betrieben wird, im Gegensatz zu manch anderen Bundesland innerhalb Deutschlands. Die legalen "Clubs" sollten selbstverständlich strengstens überwacht und gegebenenfalls gleich wieder geschlossen werden! Vor allem ist darauf zu achten, dass kein internationaler Drogentourismus nach Bayern entsteht! Der Verkauf von harten Drogen bedeutet grundsätzlich immer noch Knast!

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