Bayern führt Bezahlkarte für Flüchtlinge ein: Grüne schimpfen über "Schluder-Variante"

Bayern prescht mit Ausgabe von Bezahlkarten für Asylbewerber voran. Handwerkliche Fehler sehen jedoch die Grünen.
Ralf Müller, Heidi Geyer |
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Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hält eine Bezahlkarte.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hält eine Bezahlkarte. © dpa

München – Bayern will auf die bundesweite Einführung einer Bezahlkarte für Asylbewerber nicht warten, sondern prescht voran: Ab Donnerstag werden in vier ausgesuchten Pilot-Kommunen die Zuwendungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz nicht mehr in bar, sondern nur noch in Form eines Guthabens auf einer gängigen Debitkarte ausgereicht, kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Mittwoch in München an. Das löse nicht Pilotprojekt Probleme, aber sei "Bestandteil einer großen Problemlösung", so der Regierungschef.

Bezahlkarte für Asylbewerber: Pilotprojekte in drei Landkreisen und einer Stadt

Eingeführt wird die Bezahlkarte zunächst als Pilotprojekt in der Stadt Straubing sowie den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Günzburg und Traunstein. Der mit der Umsetzung des Kabinettsbeschlusses beauftragte Innen-Staatssekretär Sandro Kirchner (CSU) hat aber keinen Zweifel, dass nach möglicherweise notwendigen Korrekturen im Rahmen der Pilotprojekte die Karte bereits zum Ende des zweiten Quartals bayernweit zum Einsatz kommen wird.

Der Bund habe seine Zusage von der Ministerpräsidentenkonferenz im Herbst vergangenen Jahres nicht eingehalten, die Bezahlkarte "rasch" umzusetzen, begründete Söder das Voranschreiten des Freistaats. Die Verantwortung für die "erneute mangelnde Zuverlässigkeit" der Ampel-Regierung wies der CSU-Chef den Grünen zu, welche die Umsetzung nach Kräften "verwässern".

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So wie es derzeit aussehe, werde vonseiten des Bundes "erst im Herbst etwas passieren". Die Zeit dränge aber, auch weil die Asylproblematik das demokratische Staatswesen zu gefährden drohe, warnte Söder mit Blick auf die in diesem Jahr anstehenden Landtagswahlen. In diesem Jahr würden in etwa so viele Asylbewerber in Deutschland ankommen wie 2023 (330.000).

Die Bezahlkarte soll für alle gelten

Im Unterschied zu den Bezahlkarten-Lösungen anderer Bundesländer und des Bundes soll die bayerische Karte nicht nur für die Bewohner von Ankerzentren, sondern für alle registrierten Asylbewerber gelten, erläuterte Staatssekretär Kirchner.

Vor allem aber geht der Freistaat mit dem zusätzlichen Taschengeld, das aus juristischen Gründen den Asylbewerbern in bar gewährt werden muss, sehr restriktiv um. Während in anderen Ländern bis zu 200 Euro im Gespräch sind, wird der Cash-Betrag in Bayern auf 50 Euro reduziert. Das reiche für einen Pausensnack oder eine Busfahrkarte, meinte Söder. Bei höheren Beträgen werde die Absicht, keine Leistungen an Schlepper oder für die Familie zuhause zu leisten, unterlaufen.

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Mit der Bezahlkarte wolle man die Anreize, aus wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland zu kommen ("Pull-Faktor"), reduzieren, betonten Söder und Kirchner. Weil man mit der Karte keine Überweisungen an Dritte tätigen kann, sollen so auch "Abzahlungen" an Schlepper sowie Überweisungen ins Heimatland unterbunden werden.

"Schluder-Variante": Kritik von den Grünen

Als "Schluder-Variante" bezeichnet hingegen Gülseren Demirel, Sprecherin für Integration bei den Grünen im Landtag, die Karte. Es fehle an den "simpelsten Grundlagen", man sei "im Stammtisch-Tunnel" gefangen: "nämlich Aspekte wie Rechtssicherheit und Datenschutz".

Die Staatsregierung solle die "lauten Warnsignale aus den Test-Kommunen, von Wohlfahrtsverbänden und Helferkreisen" dringend ernst nehmen.

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8 Kommentare
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  • Geradeaus-Denker am 24.03.2024 08:09 Uhr / Bewertung:

    Was mich erstaunt: Söder und die CSU haben immer gesagt, sie brauchen unbedingt ein Bundesgesetz. Jetzt ist immer noch kein Bundesgesetz in Kraft, aber ein Wettbewerb zwischen einigen Bundesländern im Gange und schon geht's. Auch ganz schnell.
    Ich bin übrigens dafür, dass man es schnell startet und Erfahrungen sammelt. Und dann eben anpasst. Eben auch, um zu sehen, ob die Arbeitshypothese stimmt, dass das viele Geld wirklich Flüchtende anzieht.

  • Chris_1860 am 21.03.2024 00:43 Uhr / Bewertung:

    Den täglichen "Anti-Söder-Artikel" gib uns auch heute.

    Es scheint so, als ob deutschlandweit täglich zig "Redakteure" damit beschäftigt sind, irgendetwas über Söder und Aiwanger auszugraben, was man denen dann vermeintlich medienwirksam vorwerfen kann. Und sei es noch so an den Haaren herbei gezogen. Hauptsache, es muss sich niemand mit den tatsächlichen und haarsträubenden Problemen in unserem Land, weit überwiegend durch die Ampel verursacht, auseinandersetzen, das würde ja aber auch nicht ins Links-Grün besetzte dogmatische Weltbild passen.

  • OnkelHotte am 20.03.2024 19:10 Uhr / Bewertung:

    Richtig Markus .. machen und dann schaun wir mal was passiert.
    Dass die Grünen und die Sozialverbände jammern ist logisch, ist aber das Geld der arbeitenden Steuerzahler. Wer mehr Geld fordert kann gerne von seinem persönlichen Konto spenden, ABER das macht ja keiner der Politiker ….. ist ja sein Geld

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