Bayerischer Landtag: Aigner will nach der Wahl Regeln verschärfen

Der Ton im bayerischen Landtag ist rauer geworden – was laut Ilse Aigner vor allem an einer Partei liegt. Die Landtagspräsidentin will hier nicht einfach zusehen.
dpa |
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Die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Ilse Aigner (CSU).
Die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Ilse Aigner (CSU). © Lennart Preiss/dpa

München - Landtagspräsidentin Ilse Aigner will nach der Bayern-Wahl ein Ordnungsgeld für Abgeordnete prüfen, die Hausordnung verschärfen und einen gemeinsamen Demokratie-Kodex für Parlamentarier etablieren.

Das kündigte die CSU-Politikerin als Lehre vor allem aus reihenweisen negativen Vorkommnissen mit der AfD am Montag in München an. Sollte sie im Oktober wieder in den Landtag gewählt werden und ihr Amt behalten dürfen, habe sie noch viel vor, betonte Aigner.

Landtagspräsidentin Ilse Aigner: "Die Debattenkultur hat gelitten"

Mit einem Ordnungsgeld – die Höhe ist noch offen – will Aigner Rügen für Abgeordnete finanziell schmerzlich machen. Denn: In der zu Ende gehenden Legislaturperiode, in der die AfD erstmals im Landtag vertreten war, sprach das Landtagspräsidium bislang 25 Rügen aus – in der Periode zuvor gab es keine einzige.

Davon gingen zwei an die Grünen und eine an die SPD – und der Rest, also 22, durchweg an AfD- oder ehemalige AfD-Abgeordnete. "Der Ton im Parlament ist sehr wohl rauer geworden, die Debattenkultur hat gelitten, manche Wortbeiträge waren schlicht und ergreifend unterirdisch", sagte Aigner. Sie stelle sich deshalb schon seit einiger Zeit die Frage, ob die parlamentarischen Ordnungsmaßnahmen noch ausreichend seien.

Freiwillige Selbstverpflichtung: Ilse Aigner für Einführung eines Demokratie-Kodex

Der Demokratie-Kodex soll nach Vorstellung Aigners eine freiwillige Selbstverpflichtung von möglichst jedem Abgeordneten" sein. Gewählte Volksvertreter sollten sich auch außerhalb des Parlaments vorbildhaft verhalten, erklärte sie. Das gelte für die Wortwahl, das eigene Handeln und das Agieren in sozialen Netzwerken.

Der Kodex soll deshalb etwa eine klare Abgrenzung gegen Rassismus und Hetze enthalten – aber auch das Bekenntnis, keine Verschwörungstheorien zu verbreiten. "Bayerische Landtagsabgeordnete sollten sich auch an diesem Kodex messen lassen." Aigner schwebt vor, die Liste zu veröffentlichen, wer den Kodex unterschrieben hat – und wer nicht.

Ilse Aigner sieht die Demokratie bedroht

Die Hausordnung im Landtag will Aigner unter anderem deshalb verschärfen, weil zuletzt auf Einladung zweier AfD-Abgeordneter auch Mitglieder von Organisationen im Gebäude waren, die laut BR im Fokus des Verfassungsschutzes stehen.

In Zweifelsfällen will sich Aigner künftig vorab Gästelisten vorlegen lassen, Veranstaltungen notfalls beenden und auch Hausverbote aussprechen. "Verfassungsfeindliche Gesinnungstrinker" sollten im Parlament keine Bühne mehr haben.

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Die Demokratie werde bedroht – von außen wie auch von innen, sagte sie. "Die Demokratie steht unter Feuer – sie ist aber stark und hat sich in der Krise bewährt." Man müsse sie aber täglich verteidigen.

Aigner erinnerte an Eklats und Provokationen wie die Rede eines AfD-Politikers in Gasmaske, um gegen die damals geltende Corona-Maskenpflicht zu protestieren. Solche Vorfälle hätten nur zum Ziel gehabt, den Landtag und die Demokratie verächtlich zu machen.

Ilse Aigner: "Die Themenhoheit wieder gewinnen und sich der AfD inhaltlich stellen"

Angesichts des AfD-Umfragehochs vor allem im Bund und im Osten Deutschlands forderte Aigner, man müsse die "Themenhoheit" wieder gewinnen und müsse sich der AfD inhaltlich stellen. Das passiere ihr zu wenig, viel zu wenig. "Raus aus dem Empörungsmodus", sagte sie und forderte eine harte inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD.

Insgesamt blickte Aigner auf eine – nicht nur wegen Corona – intensive Legislaturperiode zurück: mit 152 Plenarsitzungen (in der Periode zuvor waren es 140), 31 Regierungserklärungen (17) und 29.672 Drucksachen (24.200). Die Zahl der eingebrachten (250) und verabschiedeten (124) Gesetzentwürfe ging dagegen leicht zurück.

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2 Kommentare
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  • Der wahre tscharlie am 12.07.2023 17:32 Uhr / Bewertung:

    22 von 25 Rügen gingen an die AfD. Wen wunderts?
    Und dass Frau Aigner die Demokratie in Gefahr sieht, kann ich nachvollziehen. Denn es wird immer wieder an ihr gesägt. Ob die von der AfD unterstützten "Querdenker"-Aktion, den Bayr. Landtag aufzulösen, oder letztens die Burschenschaftsaktion.

    Alice Weidel hat "compacttv" ein Interview gegeben. Darin sagte sie u.a. Zitat:" Was heißt denn rechtsextreme Kreise? Mittlerweile sind wir ja schon soweit, dass Burschenschaften schon als rechtsextrem deklariert werden, obwohl sie das nicht sind. Ja, wir sind eine Rechtspartei. Natürlich stehen wir rechts, ist doch klar. Wir sind eine freiheitlich nationale Partei." Zitat Ende.

    Gefunden auf einem FB-Account.

  • Geradeaus-Denker am 11.07.2023 18:31 Uhr / Bewertung:

    Es kommt ja selten vor, dass ich jemanden von der CSU lobe. Da sagt Frau Aigner viel richtiges. Eine kritische Frage sei aber trotzdem erlaubt: Warum erst jetzt?

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