Aufstieg und Fall des Jakob Kreidl

Bürgermeister, Landtagsabgeordneter, Landrat, fast Innenminister – der CSU-Politiker Jakob Kreidl stand ganz oben auf der Karriereleiter. Umso tiefer ist sein von der Parteispitze erzwungener Polit-Rückzug nach einer Serie von Affären.
Miesbach – Er hatte den Gipfel einer Politikerkarriere erklommen, war Landrat in einer weiß-blauen Vorzeigeregion und Präsident des Bayerischen Landkreistages. Sein Wort zählte, auch bei Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), der seinen Parteifreund als verlässlichen Gesprächspartner schätzte.
Doch nun der jähe Fall des Miesbacher Landrats Jakob Kreidl – Doktortitel weg, Verwandtenaffäre im Landtag, sündteure Geburtstagssause auf Kosten der Sparer und Landkreisbürger, üppige Nebenverdienste in Aufsichtsräten und nun auch noch Schwarzbau-Vorwürfe.
Eine regelrechte Serie von Affären wurde dem 61-Jährigen zum Verhängnis. Es blieb ihm nur noch der totale Rückzug aus der Politik. Dabei hatte der 1952 in Fischbachau (Landkreis Miesbach) geborene Hobby-Blasmusiker einen Lauf. Nach dem Studium der Nachrichten- und Telekommunikationstechnik arbeitete Kreidl erst für die damalige Bundespost.
Doch schon bald begann der stete Aufstieg in der Politik: 1990 bis 1994 Bürgermeister seiner Heimatgemeinde, danach fast 14 Jahre Landtagsabgeordneter der CSU, der er seit 1980 angehört. Im Landtag wurde er Vorsitzender des wichtigen Ausschusses für kommunale Fragen und Innere Sicherheit.
Fast Innenminister, dann Landrat
Beinahe hätte ihn Günther Beckstein 2007 zum Innenminister gemacht, doch es kam anders. 2008 kehrte Kreidl der Landespolitik – vielleicht aus Enttäuschung über die Nichtberücksichtigung im Kabinett – zunächst den Rücken und ließ sich zum Landrat von Miesbach wählen – nicht irgendein Landkreis, sondern CSU-Hochburg, in der einst Edmund Stoiber seinen Stimmkreis hatte und aktuell Wirtschaftsministerin Ilse Aigner.
Inzwischen hatte Kreidl an der Hochschule für Politik in München noch einmal studiert und 2005 an der Bundeswehr-Universität München mit einer Arbeit über den Kosovo-Konflikt promoviert – Ehrgeiz, der ihm acht Jahre später zum Verhängnis werden sollte. 2010 wurde das Bezirksvorstandsmitglied der CSU Oberbayern Präsident des Bayerischen Landkreistages und kehrte in diesem Amt doch wieder in die Landespolitik zurück.
Sündiger Katholik und Gebirgsschütze
„Ich habe keine Beißhemmung gegenüber München“, sagte er nach seiner Wahl und machte damit deutlich, dass er die Interessen der Kommunen kampfeslustig vertreten wolle. 2013 kam der erste Karriereknick. Es stellte sich heraus, dass Kreidl weite Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben hatte, ohne dies kenntlich zu machen. Die Uni entzog ihm den akademischen Titel - „nicht dissertationswürdig“ lautete das Urteil der Prüfer.
Wenig später wurde bekannt, dass der gläubige Katholik und Gebirgsschütze seine Frau jahrelang als Abgeordneter auf Steuerzahlerkosten als Mitarbeiterin beschäftigt hatte – Monatsgehalt 1500 Euro. Die Verwandtenaffäre des Landtags holte den Familienvater ein.
Als dann auch noch die teils üppigen Nebenverdienste Kreidls in diversen Aufsichtsräten Thema wurden, begannen die ersten Absetzbewegungen führender Parteifreunde. Das Fass zum Überlaufen brachte freilich erst das Eingeständnis, dass er sich die Feier zu seinem 60. Geburtstag von Kreissparkasse und Landkreis mit zusammen 110 000 Euro finanzieren ließ. Er selbst steuerte schlappe 7600 Euro bei. Kreidl kam nicht mehr aus den Schlagzeilen.
Vorläufiges Ende der Affärenserie: Bei Kreidls Hausbau in Fischbachau könnte es sich um einen Schwarzbau handeln. Das Landratsamt prüft die Vorwürfe.