Affäre Kreidl: Die CSU gibt Miesbach verloren
Miesbach, München - Nach seinen Affären zieht sich Miesbachs Landrat Jakob Kreidl nun ganz aus der Politik zurück. Doch jetzt geht der Ärger für ihn erst richtig los. Sein Hausbau wurde gestoppt. Die Münchner Staatsanwaltschaft interessiert sich für seine 120.000 Euro teure Geburtstagsparty. Und die Aufsichtsbehörden nehmen Kreidls komplette Amtszeit seit 2008 unter die Lupe – und die Rolle der Sparkasse dazu.
Bereits am Mittwoch soll es einen ersten Prüfbericht geben. Innenminister Joachim Herrmann bestätigt der AZ: „Der Bau ist eingestellt worden, weil das, was genehmigt worden war, eindeutig überschritten wurde.“ In seinem Heimatort Elbach, der zu Fichbachau gehört, errichtet Kreidl für sich und seine Ehefrau gerade ein schmuckes Haus. Das soll höher geworden sein, als die Baugenehmigung es zulässt. Auch die Neigung des Dachs soll von der Genehmigung abweichen. Damit ist es zum Teil ein Schwarzbau. Kreidl selber war als Landrat oberster Chef der Bauverwaltung seines Kreises.
Die feudale Geburtstagsparty, die nach überstandenem Doktortitel und Verwandtenaffäre schließlich der Auslöser für die Affäre Kreidl war, beschäftigt nun die Staatsanwaltschaft. Es liegen mehrere Anzeigen gegen Kreidl vor. Um zu prüfen, ob strafrechtliche Verstöße vorliegen, wurden Vorermittlungen eingeleitet. Es handle sich aber noch nicht um ein Ermittlungsverfahren, so Behördensprecher Ken Heidenreich. Eine eigene Untersuchung leitete das Innenministerium ein.
Die Sparkassen- und die Kommunalaufsicht sollen die Verhältnisse in Miesbach nun genau durchleuchten. Er habe eine „umfassende Prüfung“ in Auftrag gegeben, so Innenminister Herrmann am Mittwoch vor dem Innenausschuss des Landtags. Das hatte die SPD zuvor in einem Antrag gefordert.
Vor der Kapitulation Kreidls am Dienstagabend war es in der CSU noch drunter und drüber gegangen. CSU-Chef Horst Seehofer hatte Druck gemacht und am Morgen eine Erklärung von Kreidl erwartet. CSU-Oberbayern-Chefin Ilse Aigner hatte die halbe Nacht auf Kreidl eingeredet. Aber die Erklärung kam und kam nicht. Abends um 19 Uhr schickte dann Aigner eine: Hinter Kreidls Rücken hatte sie die Bürgermeister und Kreisspitze versammelt. Sie werde jetzt Kreidl auffordern, sein Amt als CSU-Kreisvorsitzender und Landrat zurückzugeben. Kreidl aber spielte Katz und Maus und kam Aigner am Ende mit seinem Rückzug um ein paar Minuten zuvor.
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Wochenlang hatte Seehofer die Affäre Kreidl als lokale Angelegenheit abgetan - bis sie ihm zu gefährlich wurde. Weil der Verdacht aufkam, die CSU könnte bei der Kommunalwahl kräftig tricksen wollen. Nun gibt sie das Landratsamt in Miesbach verloren. Innenminister Herrmann: „Ich traue den Miesbachern ja viel zu, aber dass sie Kreidl jetzt noch wählen, ist außerhalb meines Vorstellungsvermögens.“