AfD-Parteitag: Linksextreme veröffentlichen Namensliste
Stuttgart - Mehr als 2000 Namen stehen auf der Liste, die das linksextreme Portal Indymedia während des AfD-Parteitags veröffentlicht hat. Es sind die Namen fast aller Teilnehmer. Daneben steht die private Anschrift, das Geburtsdatum, die E-Mail-Adresse, die Telefon- und die Parteimitgliedsnummer. Geordnet ist das Ganze nach Städten.
AfD-Vorstand Jörg Meuthen kündigte strafrechtliche Schritte an. Die Veröffentlichung der Adressen habe erhebliche Unruhe unter Mitgliedern ausgelöst. Es sei zu befürchten, dass nun „kollektive Hausbesuche“ drohten.
Auf Indymedia werden tatsächlich Besuche angekündigt, „um über das Parteiprogramm zu diskutieren“. „Das, was gestern in Stuttgart viel zu wenige AfDler bereits abbekommen haben – Schläge und Kot – können jetzt viele weitere rechte Hetzer*innen abbekommen!“, frohlockt ein Kommentator. „Morgens um 4 Uhr ist die beste Zeit zum telefonieren“, rät ein anderer. Einige User schreiben, dass sie bereits die Arbeitgeber der betreffenden Personen informiert haben.
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Horst K. von der Rhein-Zeitung?
In sozialen Netzwerken werden die Namen seit dem Wochenende diskutiert – falsche Verdächtigungen inklusive: So wird ein gewisser Horst K. an den digitalen Pranger gestellt. Er arbeite bei der „Rhein-Zeitung“ (eine große Regionalzeitung im nördlichen Rheinland-Pfalz), glauben Aktivisten an der veröffentlichten Mailadresse ablesen zu können. Der Arbeitgeber wird via Twitter informiert.
Da sich ein Redakteure mit diesem Namen nicht per Google finden lässt, wird gemutmaßt, dass Horst K. womöglich in der Anzeigenabteilung, der IT oder im Vertrieb des Verlagshauses tätig sei.
Erst im Laufe des Abends kommt heraus: Es gibt bei der „Rhein-Zeitung“ keinen Horst K., der AfD-Mitglied ist. Die Mailadressen-Endung rz-online.de wird nicht nur von Mitarbeitern der Zeitung genutzt, sondern auch von Privatpersonen. Provider ist die KEVAG Telekom GmbH. Und Horst K. arbeitet nicht bei der Rhein-Zeitung, sondern als Allgemeinmediziner im Landkreis Mayen-Koblenz. Die falsche Verdächtigung bleibt trotzdem im Netz stehen.
Es dürfte nicht die einzige bleiben: So tauchen zum Beispiel 33 Personen mit dem Nachnamen Müller in der Liste auf, und 22 Schmidts.
Für den Fall, dass die Daten gelöscht werden, haben Aktivisten sie bereits auf verschiedenen Servern abgelegt – auch eine kartographische Darstellung der Wohnorte gibt es.
Indymedia ist eine seit 2009 bestehende Plattform, auf der nach eigenen Angaben „jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann“. Laut Verfassungsschutz wird Indymedia „als Vernetzungs-, Agitations- und Mobilisierungsmedium für linksextremistische Inhalte“ genutzt.
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