Zugunglück bei Paris: Sechs Tote und 22 Verletzte
Zerfetzte Waggons, mindestens sechs Tote und eine stundenlange Rettungsaktion: Für die Passagiere eines französischen Intercity endet die Reise ins Wochenende in einer Katastrophe. Warum der Zug entgleiste, ist unklar.
Paris - Nach Angaben der Rettungskräfte erlitten zudem Dutzende Reisende Verletzungen. 22 Passagiere mussten schwer verletzt in Krankenhäuser gebracht werden. Einer schwebte am Abend noch in Lebensgefahr.
Zugunglück in Frankreich: Lokführer wohl unschuldig
Der Intercity-Zug entgleiste am Freitag um 17.15 Uhr aus noch ungeklärter Ursache im Bahnhof von Brétigny-sur-Orge. Der Ort liegt 40 Kilometer südlich von Paris. Nach Angaben von Frankreichs Bahnchef Guillaume Pepy reisten rund 370 Menschen in dem Zug. Hunderte Rettungskräfte und mehrere Hubschrauber waren nach dem Unglück im Einsatz. Einige Reisende waren Stunden in Waggons eingeklemmt.
Frankreichs Innenminister Manuel Valls sagte bei einer Pressekonferenz, die Zahl der Opfer werde sich aller Voraussicht nach weiter erhöhen. Er hatte zunächst von sieben Todesopfern gesprochen. Einige Reisende seien sehr schwer verletzt. "Das ist eine Katastrophe", kommentierte Bahnchef Pepy.
Auch Frankreichs Präsident François Hollande besuchte am Abend die Unglücksstelle und sprach mit Überlenden. Zeugen hätten davon gesprochen, dass es einen Aufprall gegeben habe, berichtete der Staatschef im Anschluss. Drei Ermittlungsaufträge seien bereits erteilt worden.
Ersten Erkenntnissen zufolge wurde der aus Paris kommende Intercity-Zug im Bahnhof aus noch ungeklärter Ursache in zwei Teile gerissen. Während der eine Zugteil weiterrollte, krachte der andere auf den Bahnsteig. Mehrere Waggons schoben sich ineinander.
"Ich habe geschlafen, als der Zug plötzlich unruhig wurde", berichtete ein 17-jähriger Passagier aus dem ersten Zugteil. Bei ihm im Waggon sei niemand ernsthaft verletzt worden. Es sei ein Wunder, dass dieser nicht entgleist sei.
Zeugen des Unfalls seien von Bahnsteigen sofort zur Hilfe geeilt. Sie hätten unter anderem Scheiben eingeschlagen, um eine Evakuierung zu ermöglichen. Die zuständige Präfektur rief nach dem Unglück den Alarmplan Rot aus. Er soll dafür sorgen, dass sich Rettungskräfte und Krankenhäuser so gut wie möglich auf viele Opfer einstellen.
Im Umkreis des Bahnhofs standen noch am späten Abend Dutzende Krankenwagen. Der Zug war auf dem Weg ins rund 400 Kilomter südlich von Paris gelegene Limoges. Viele Überlebende verständigten per Handy Angehörige oder Freunde, um sich abholen zu lassen. Die Zugstrecke wurde komplett gesperrt.
Das Zugunglück ist das schwerste in den vergangenen Jahren, das sich in Frankreich ereignete. Ein weiteres sehr schweres Bahnunglück hatte sich im Jahr 2002 ereignet - das Unglück von Nancy. Bei einem Brand in einem Schlafwagen eines Nachtzugs auf der Strecke zwischen Paris und München waren zwölf Menschen gestorben. Der Zugbegleiter hatte auf einer eingeschalteten Herdplatte eine Tasche abgestellt - worauf ein Feuer ausbrach. Der Schaffner alarmierte nicht sofort die Fahrgäste und betätigte auch nicht die Notöffnung der Kabinen. Die Schlafwagen waren verriegelt.