USA: Mindestens 27 Jahre Haft für gebürtigen Bayern

Knapp 30 Jahre ist es her, dass ein gebürtiger Bayer den Sohn seiner Vermieterin in Kalifornien ermordete. Nun steht fest: Der falsche „Rockefeller“ muss in den USA jahrelang hinter Gitter.
von  dpa

Los Angeles – Ein als falscher „Rockefeller“ bekanntgewordener Deutscher muss in den USA wegen Mordes für mindestens 27 Jahre ins Gefängnis. Ein Richter in Los Angeles verkündete am Donnerstag das Strafmaß für Christian Karl Gerhartsreiter. Es lautet auf 27 Jahre bis lebenslange Haft. Nach Verbüßen der Mindeststrafe soll geprüft werden, wie lange der Mann insgesamt hinter Gittern bleiben muss. Der gebürtige Bayer war im April für den Mord am Sohn seiner Vermieterin in Kalifornien vor fast 30 Jahren verurteilt worden.

Bei der Verkündung der Strafe trat Gerhartsreiter als sein eigener Anwalt auf. Seine Verteidiger hatte er nach dem Prozess im April entlassen. Der Deutsche, der in blauer Gefängniskleidung vor den Richter trat, beharrte weiter auf seiner Unschuld. „Ich habe das Verbrechen nicht begangen“, sagte Gerhartsreiter nach Angaben der „Los Angeles Times“. Er glaube fest daran, dass die Ehefrau des Opfers den Mord begangen habe. Auch nach Verkündung des Strafmaßes bestand der Verurteilte darauf: „Es war die Frau des Opfers“, sagte er im Interview mit der Lokalzeitung „Pasadena Star-News“.

Der 52-jährige Bayer, der über Jahrzehnte unter falschen Namen in den USA gelebt hatte, verlangte vor Gericht einen neuen Prozess. Dazu wollte er eine längere Erklärung vorlesen, doch der Richter schenkte ihm kein Gehör. Auch die Schwester des Mordopfers ergriff am Donnerstag nach Medienberichten im Gericht das Wort. Sie sagte, dass die Familie das plötzliche Verschwinden des jungen Mannes nie verkraftet habe. Sie seien damals wie „von einem Hurrikan getroffen“ worden, zitierte der US-Sender NBC die Frau.

Das Opfer John Sohus (27) und dessen Frau Linda waren 1985 spurlos verschwunden. Die Leiche des Mannes wurde neun Jahre später bei Bauarbeiten im Garten seines Elternhauses zufällig gefunden, sie konnte erst 2008 mit neuen DNA-Methoden identifiziert werden. Von der Frau fehlt bis heute jede Spur.

Gerhartsreiter lebte in den 1980er Jahren unter dem Namen Christopher Chichester in Kalifornien, zeitweise als Untermieter in einem Gästehaus der Sohus-Familie. Später nannte er sich auch Clark Rockefeller, gab sich an der US-Ostküste als Börsenmakler aus und nahm weitere falsche Identitäten an.

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