Bayer wegen Mordes in Kalifornien verurteilt

Vor knapp 30 Jahren verschwand der Kalifornier John Sohus. Jetzt wurde der als „falscher Rockefeller“ bekanntgewordene Deutsche Christian G. wegen Mordes in dem Fall schuldig gesprochen. Er soll Sohus 1985 getötet haben.
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Vor knapp 30 Jahren verschwand der Kalifornier John Sohus. Jetzt wurde der als „falscher Rockefeller“ bekanntgewordene Deutsche Christian G. wegen Mordes in dem Fall schuldig gesprochen. Er soll Sohus 1985 getötet haben.

Los Angeles - Ein Geschworenengericht in Kalifornien hat den als „falschen Rockefeller“ bekanntgewordenen Deutschen Christian G. am Mittwoch wegen Mordes schuldig gesprochen.

G. soll 1985 John Sohus ermordet haben. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft tötete er auch Sohus' Frau Linda, die seit dem Mord verschwunden ist. Die sterblichen Überreste von John Sohus wurden zehn Jahre nach dem Mord im Garten des Hauses seiner Mutter in San Marino bei Los Angeles gefunden.

Bei der Bekanntgabe des Urteils am Mittwoch zeigte der Angeklagte G. keinerlei Reaktion. Die Anklage hatte den Deutschen als einen Meisterlügner porträtiert, „der immer eine Lüge in der Hinterhand hatte, um Dinge zu erklären“, dennoch aber vor fast 30 Jahren Spuren hinterlassen habe, die ihn als Mörder überführten. G.'s Verteidiger Jeffrey Denner sagte dagegen, die Anklage habe keine Beweise vorgelegt, die seinen Mandanten überführten.

Nach Darstellung der Behörden wohnte der aus Bayern stammende G. früher unter dem Namen Chris Chichester in einem Gästehaus auf dem Grundstück von Sohus' Mutter in San Marino. Damals gab G. zu verstehen, er sei adeliger Abstammung. Linda Sohus soll den deutschen Einwanderer gegenüber Freunden als „gruselig“ beschrieben haben. Sie und ihr Mann hätten nie mit ihm gesprochen.

Linda und ihr Mann John waren 1985 verschwunden, kurz darauf tauchte G. unter. Von Linda Sohus fehlt bis heute jede Spur. 1994 wurden bei Ausgrabungen auf dem Grundstück in San Marino die sterblichen Überreste von John Sohus entdeckt. G. führte unterdessen in den USA verschiedene Leben – er war wahlweise als Chris Crowe, Chip Smith oder Clark Rockefeller bekannt. Er heiratete eine wohlhabende Frau und verfügte über ihr Geld.

Seine wahre Identität flog auf, als er nach einem Sorgerechtsstreit die gemeinsame Tochter entführte. G. weckte das Interesse der Medien, wurde zum Gegenstand von Büchern und Fernsehfilmen. Das Interesse an seiner Person führte dazu, dass die kalifornischen Behörden ihre Ermittlungen zum Fall Sohus wiederaufnahmen.

G. wurde wegen der Entführung seiner Tochter in Boston an der Ostküste der USA inhaftiert. Gegen Ende seiner Haft wurde 2011 im Fall John Sohus Mordanklage gegen den extravaganten Deutschen erhoben. Die kalifornischen Behörden waren sich sicher, G. mit dem Verschwinden des Kaliforniers in Verbindung gebracht zu haben.

Ein Tatmotiv wurde während des Gerichtsverfahrens nicht präsentiert. Die Verteidigung argumentierte, Linda Sohus und nicht der Angeklagte habe ihren Mann getötet.

Das Strafmaß gegen G. soll am 28. Juni bekanntgegeben werden. Dem Deutschen drohen wegen Mordes mindestens 25 Jahre Haft. „Ich weiß nicht, ob man mit so etwas wirklich abschließen kann“, sagte die Schwester von John Sohus, Ellen Sohus, nach dem Schuldspruch am Mittwoch. „Was ich jetzt habe sind viele Antworten, von denen ich nie geglaubt hätte, dass ich sie jemals haben würde.“ 

 

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