Umwelthilfe checkt Verpackungsmüll: So schneiden Supermärkte und Discounter ab
Berlin - Grobes Foulspiel heißt rote Karte. Und das nicht nur im Fußballkosmos: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat bei ihrem am Donnerstag vorgestellten "Verpackungscheck" massig rote Karten für vermeidbaren Abfall an deutsche Supermärkte verteilt.
Die DUH kritisiert zu viel Einwegmüll, bei dem eine mehrfache Nutzung des Materials ausbleibt. Sie testete 48 Filialen von zwölf Supermarktketten, die insgesamt einen Marktanteil von 75 Prozent haben. Es ging um vier Kategorien: Obst und Gemüse, Getränke, Milch und Joghurt sowie Produkte an Frische- und Selbstbedienungstheken.
Rote Karte für Aldi, Penny, Lidl und Netto: Discounter schneiden schlecht ab
Die negativen Spitzenreiter im Gesamtergebnis: Aldi Nord, Aldi Süd, Norma, Penny, Lidl und Netto Marken-Discount. Mit einer gelben Karte kamen Edeka und Rewe davon, wobei die Deutsche Umwelthilfe hier anmerkt, dass auch sie nur knapp an der roten Karte vorbei geschlittert seien. Lediglich die Bio-Supermärkte Alnatura, Bio Company und Denns erzielten gute Ergebnisse (grüne Karte).
Die überwiegend schlechten Benotungen sind wenig überraschend, schließlich ist Deutschland Europameister in Sachen Verpackungsmüll. Hierzulande gibt es laut Eurostat einen durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 225,8 Kilogramm – 177,9 Kilogramm ist der europäische Durchschnitt. "Das klingt erstmal so, als sei man selbst schuld, aber das ist nicht so", sagt Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH. Entscheidend sei, auf welche Verpackungen Endverbraucher zugreifen könnten.

Verpackungsmüll in Supermärkten: Recycling und Mehrweg sind noch nicht der Standart
Und da sieht's bei den meisten Lebensmittelhändlern ziemlich schlecht aus. Bei Lidl und Aldi gibt es etwa keinerlei Mehrwegverpackungen für Getränke und Milchprodukte. Auch Edeka und Rewe bieten ihre Getränke zu 55 beziehungsweise 60 Prozent in Einwegverpackungen an. Bei Milch und Joghurt ist der Anteil sogar noch höher: 89 beziehungsweise 86 Prozent.
Verbrauchern ist das laut Metz jedoch gar nicht bewusst, denn woran man Mehrweg und Einweg erkennt, wissen viele nicht. "Sobald Pfand drauf ist, denken alle an Mehrweg", sagt sie. Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass Mehrwegflaschen an den Zeichen "Blauer Engel. Das Umweltzeichen", "Mehrweg. Für die Umwelt" oder an einer Aufschrift mit "Mehrweg" erkannt werden können. Eine gesetzlich vorgeschriebene eindeutige Kennzeichnung gibt es bislang nicht.

Auch Grünzeug wird in Supermärkten und Discountern noch in Plastik verpackt
Auch der Anteil des verpackten Gemüses ist bei den Supermärkten und Discountern ziemlich hoch: Aldi Süd und Nord bilden mit 71 und 72 Prozent die Spitze. Die mit Gelb bewerteten Ketten Edeka und Rewe umhüllen rund die Hälfte.
"Lose Äpfel liegen neben eingeschweißten Äpfeln in Sechserpacks direkt nebeneinander. Das ist doch skurril", sagt Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft. Gerade weil die losen Äpfel zeigten, es könne auf mehr Plastikabfall verzichtet werden. Das beweisen gerade die Biomärkte: Die verpacken gerade einmal zehn bis 15 Prozent.
"Die Händler setzen nur etwas um, wenn sie dazu gezwungen werden", sagt Fischer. Mit Freiwilligkeit ändere sich nichts. Deshalb fordert die DUH eine Halbierung des Verpackungsmülls bis 2027, die Umsetzung der im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Mehrwegquote von 70 Prozent durch die Einführung einer Einwegabgabe zuzüglich zum Pfand und die Umlage der Plastiksteuer auf verantwortliche Unternehmen.
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