Tödliche Gefahr für Babys: SoKo "Apfel" jagt Supermarkt-Erpresser mit 220 Mann

Konstanz/Friedrichshafen - Nach dem Fund vergifteter Babynahrung in Friedrichshafen am Bodensee setzen die Ermittler auf Hinweise über eine Telefon-Hotline. Bislang hätten sich mehr als 650 Anrufer bei der Polizei gemeldet, sagte ein Sprecher in Konstanz am Freitagmorgen. Dabei hätten sich einige besorgte Anrufer über den Sachstand informiert. Es seien aber auch etliche konkrete Hinweise eingegangen, erklärte der Sprecher.
Ein Unbekannter hat mit der Manipulation weiterer Produkte in deutschen Supermärkten und Drogerien gedroht, um eine zweistellige Millionensumme zu erpressen. Konkret schrieb er Erpresserbriefe an Aldi, Rossmann, Lidl, dm, Müller, Edeka, Norma und Rewe. In einigen Märkten hatte der Erpresser bereits vergiftete Gläschen mit Babybrei in verschiedenen Geschmacksrichtungen platziert. Damit wollte er offenbar unterstreichen, dass er es mit seiner Drohung ernst meint. Er wies die Polizei auf die entsprechenden Produkte hin, woraufhin die fünf Gläschen sichergestellt werden konnten, ohne dass jemand zu Schaden kam.
Auf Grund der akuten Gefahr für neugeborene und Kleinkinder entschied sich die Polizei am Donnerstag, Bilder aus den Überwachungskameras eines betroffenen Supermarkts zu veröffentlichen. Sie sollen den dringend tatverdächtigen Mann zeigen. Er dürfte um die 50 Jahre alt sein, trägt eine Brille und hatte sich eine helle Mütze aufgesetzt. Die Beamten hoffen, so eine konkrete Spur zu dem Verdächtigen zu bekommen.
"Können nicht ausschließen, dass der Erpresser erneut vergiftete Lebensmittel ausbringt"
"Die Auswertung der Anrufe läuft fortwährend, die Kollegen prüfen Hinweise rund um die Uhr", berichtete der Sprecher. Um den Fall zu klären, wurde die Sonderkommission "Apfel" mit etwa 220 Ermittlern gegründet. Eine internationale Fahndung nach dem oder den Erpressern, vor allem auch in Österreich und der Schweiz, läuft.
Die Polizei fürchtet weitere Taten. "Wir können nicht ausschließen, dass der Erpresser über das Wochenende erneut vergiftete Lebensmittel ausbringt", sagte Pressesprecher Jens Purath am Freitagmorgen im ZDF-"Morgenmagazin". Dies sei der Grund gewesen, dass die Polizei das Thema publik gemacht habe. Die Ermittler arbeiteten "nach wie vor auf Hochtouren", versicherte Purath.
Die Polizei geht aktuell davon aus, alle bisher vergifteten Gläser entdeckt zu haben. Das Gift Ethylenglycol sei in die Babynahrung eingerührt worden, hieß es von der Polizei. Beim Verzehr drohten "sehr ernsthafte Gesundheitsgefahren bis hin zum Tod". Die Drohung des unbekannten Erpressers umfasse aber nicht nur Babynahrung. Er habe gedroht, 20 verschiedene Lebensmittel zu vergiften.
Achtung: Wenn Sie bei neu gekaufter Babynahrung beim Aufschrauben des Deckels nicht das charakteristische "Plopp" hören, herrschte im Glas kein Unterdruck mehr. In diesem Fall sollten Sie den Inhalt nicht mehr an Ihr Baby verfüttern!