Erpresser droht Lebensmittelkonzernen mit vergifteten Produkten

Ein unbekannter Erpresser droht nach Polizeiangaben in einem "bundesweit bedeutsamen Fall" damit, Lebensmittel zu vergiften. In einem Laden fanden die Ermittler vergiftete Babynahrung.
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ErpresserAldi
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Konstanz - Im Fall des Lebensmittel-Erpressers am Bodensee hat die Polizei vor einem "sehr skrupellosen Täter" gewarnt. Polizeivizepräsident Uwe Stürmer gab am Mittag weitere Einzelheiten zu der Erpressung bekannt. "Wir nehmen diese Drohung sehr ernst", so Stürmer.

Demnach hat ein bislang unbekannter Täter via Email gedroht, in Lebensmittelgeschäften und Drogerien bis Samstag 20 verschiedene vergiftete Produkte zu platzieren, sollte er nicht eine "niedrige zweistellige Millionensumme" bekommen. Um seine Forderung zu unterstreichen, deponierte er in Friedrichshafen in mehreren Märkten vergiftete Babynahrung.

Die Polizei konnte die Gläser sicherstellen. Die Ermittler gehen aber davon aus, dass nicht nur Babynahrung betroffen ist.

Verbindungen in den süddeutschen Raum?

Welche Konzerne genau erpresst werden, wollte die Polizei "aus ermittlungstaktischen Gründen" nicht sagen. Die Bild berichtet aber, dass quasi alle großen Lebensmittelhändler das Schreiben bekommen haben, darunter Aldi, Rossmann, Lidl, DM, Müller, Edeka, Norma und Rewe.

Stürmer sagte bei der Pressekonferenz, man konzentriere sich nicht nur auf Friedrichshafen, sondern auch "insbesondere auf den süddeutschen Raum und Österreich". Der Täter droht in seinem Erpresserbrief mit Giftprodukten im gesamten Bundesgebiet – auch international wolle er zuschlagen.

Polizei veröffentlicht Foto des Verdächtigen

Die Ermittler sicherten nach den Funden Videoüberwachungsbilder und konnten so einen Tatverdächtigen ausmachen. Allerdings ist nicht klar, ob es sich um den Täter oder nur einen "Giftausbringer" handelt, also einen Boten, der die Gläser deponiert hat. Die Polizei hofft, den Mann auf den Fotos nun schnellstmöglichst zu identifizieren. Er soll etwa 50 Jahre alt sein, auf den Bildern trägt er eine Brille und eine Mütze. "Das kann aber auch nur Tarnung sein", so die Polizei.

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Das Fahndungsbild des mutmaßlichen Erpressers. Foto: Polizei Konstanz

Als Schadstoff bei der Lebensmittel-Erpressung ist den Behörden zufolge Ethylenglykol verwendet worden. "Es wurde in die Nahrung eingerührt", sagte Ministerialrätin Petra Mock vom Baden-Württembergischen Verbraucherschutzministerium. Es handle sich um eine klare, süß schmeckende Flüssigkeit. "Schon 30 Milliliter sind bei Erwachsenen gesundheitsgefährdend", so Mock. Ethylenglykol müsse aber nicht tödlich sein, wenn rechtzeitig ärztlich dagegen vorgegangen werde, sagte Mock. Für Säuglinge allerdings kann das Gift auch zum Tod führen.

Die Polizei hat die Sonderkommission "Apfel" mit insgesamt 220 Ermittlern gegründet, auch Chemiker arbeiten mit. Ein Hinweistelefon wurde ebenfalls eingerichtet.  Es bestehe noch kein Grund zur Panik, so Stürmer. Dennoch sollten Verbraucher auf manipulierte Waren achten und bei einem Verdachtsfall die Marktleitung und die Polizei informieren. "Ordnungsgemäß verpackte Lebensmittel in Glasverpackungen haben üblicherweise einen Deckel, der nach innen gewölbt ist aufgrund des Vakuums", so Mock.

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