Südkorea: Kapitän der "Sewol" verhaftet
Der Kapitän der havarierten südkoreanischen Fähre "Sewol" ist wegen Fahrlässigkeit und anderer Vorwürfe verhaftet worden.
Seoul - Das Gericht in der südlichen Stadt Mokpo erließ außerdem Haftbefehl gegen zwei weitere Besatzungsmitglieder.
Drei Tage nach dem Untergang des Schiffs vor der Südwestküste Südkoreas setzten Rettungsmannschaften die Suche nach Überlebenden unter den rund 270 vermissten Insassen fort.
Die Staatsanwaltschaft beschuldige den 68-jährigen Kapitän Lee Jun Seok unter anderem auch, gegen die Dienstpflichten und das Seerecht verstoßen zu haben, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap. Das Ermittlungsteam hatte am Freitag mitgeteilt, dass die Fähre zum Unglückszeitpunkt nicht vom Kapitän, sondern von einer wenig erfahrenen Offizierin gesteuert worden. Auch wird ihm vorgeworfen, das sinkende Schiff im Stich gelassen zu haben.
Die Auto- und Personenfähre war am Mittwoch in Seenot geraten und dann innerhalb von drei Stunden fast vollständig gesunken. Nach den jüngsten Angaben der Behörden waren 476 Menschen an Bord, 325 von ihnen waren Schüler auf dem Weg zu einem Ausflug. Bis zum Samstagvormittag (Ortszeit) wurden die Leichen von 29 Insassen rund um die Fähre aus dem Wasser gezogen. 174 Menschen wurden gerettet.
Wie es zu der Katastrophe kam, ist noch ungeklärt. Das Unglück ereignete sich nach den ersten Untersuchungen an einer Stelle, an der das Schiff einen Kurswechsel vorgenommen hatte. Nach Angaben des Leiters des Ermittlungsteams, Park Jae Uhk, muss noch geklärt werden, ob es "eine normale Richtungsänderung war oder eine Kursänderung infolge von unnormalen Begleitumständen".
Das Verhalten des Kapitäns und der Crew wurde schon unmittelbar nach dem Untergang stark kritisiert. Überlebende berichteten, der Kapitän habe das Schiff als einer der ersten verlassen. Zudem war den Passagieren zunächst über Lautsprecher mitgeteilt worden, sich nicht zu rühren - da war das Schiff bereits in starke Seitenlage geraten.
Auch in der Nacht zum Samstag versuchten Taucher trotz widriger Wetterverhältnisse und starker Gezeitenströmung weiter, ins Innere des Wracks vorzudringen. Auch wurde Luft in das gesunkene Schiff gepumpt. Damit es nicht weiter absackt, waren an dem Wrack große Hebesäcke befestigt worden.
Vor allem Angehörige der Vermissten hoffen nach wie vor, dass Überlebende gefunden werden. Einige der Passagiere könnten Experten zufolge den Untergang zunächst in einer Luftblase überlebt haben. Allerdings sei es angesichts der niedrigen Wassertemperatur und des schwindenden Sauerstoffs schwierig, darin mehr als zwei Tage zu überleben.