Särge im Fußballstadion: Chapecó nimmt Abschied

Chapecó (dpa) - Mit einer bewegenden Trauerfeier im Fußballstadion hat die brasilianische Stadt Chapecó Abschied genommen von den bei einem Flugzeugabsturz getöteten Fußballspielern und Betreuern des Clubs Chapecoense.
von  dpa

Mit einer bewegenden Trauerfeier im Fußballstadion hat die brasilianische Stadt Chapecó Abschied genommen von den bei einem Flugzeugabsturz getöteten Fußballspielern und Betreuern des Clubs Chapecoense.

Chapecó - Die brasilianische Luftwaffe brachte mit zwei Maschinen 50 Särge nach Chapecó (AZ berichtete), wo rund 20 000 Menschen der Toten gedachten, darunter Staatspräsident Michel Temer und FIFA-Chef Gianni Infantino. Auf dem Spielfeld wurden die Särge aufgebahrt, tausende Menschen weinten. Die Maschine war Montagabend kurz vor der Landung im kolumbianischen Medellín wegen Treibstoffmangels abgestürzt.

Das Team war auf dem Weg zum Finalhinspiel um den Südamerika-Cup gegen den Club Atlético Nacional auis Medellín. 71 Menschen starben, darunter 20 Journalisten. Sechs überlebten: drei Spieler, zwei Crewmitglieder, ein Journalist. Ihr Zustand ist inzwischen stabil. Der kleinen Charterfluggesellschaft LaMia wurde die Lizenz entzogen.

Zum Sieger der Copa Sudamericana erklärt

Wie der Interims-Präsident des Clubs, Ivan Tozzo, nach Angaben des Portals "Globo" mitteilte, hat der südamerikanische Fußballverband Conmebol die Mannschaft zum Sieger der Copa Sudamericana 2016 erklärt - auch der Finalgegner aus Medellin hatte das vorgeschlagen. Der Club solle auch das Preisgeld von zwei Millionen US-Dollar bekommen.

Bei der Trauerfeier regnete es in Strömen, die Menschen schützten sich mit Plastikfolien. Es wurden alle Namen der Toten verlesen; für jedes Opfer ließ man einen weißen Luftballon steigen. Weinende Menschen lagen sich in den Armen. Soldaten trugen die Särge in das Stadion. Schon am Flughafen gab es Salutschüsse für die Toten, bei der Fahrt der Särge auf Lastwagen zum Stadion standen tausende Menschen Spalier und klatschten. Zum Schluss der Trauerfeier stimmten die Fans im Stadion unter Tränen laut "Chape, Chape"-Jubelgesänge an. In Gedenken an die Opfer gab es weltweit vor Fußballspielen eine Schweigeminute, viele Mannschaften liefen mit Trauerflor auf.

In Chapecó, einer von europäischen Einwanderern geprägten Stadt im Bundesstaat Santa Catarina, steht seit der Tragödie die Zeit still. Das Grün des Clubs ist überall die dominierende Farbe. Wie es nun weitergeht, ist unklar. Eigentlich stünde in einer Woche das letzte Saisonspiel in der ersten Liga gegen Atlético Mineiro an.

Nach Medienberichten hat der Club, der bisher rund 5000 Mitglieder hat, mehr als 13 000 neue Anträge auf Mitgliedschaft bekommen. Zudem sind die grünen Trikots des Teams von Chapecoense vielerorts ausverkauft.

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