Renzi: Nur noch Besatzung auf der Adria-Fähre

Rom - Sämtliche Passagiere sind von der Adria-Fähre "Norman Atlantic" geborgen. An Bord sei nur noch die Besatzung, sagte der italienische Premierminister Matteo Renzi am Montag in Rom. 407 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden.
Bisher wurden fünf Todesopfer gefunden, vier am Montag, ein Toter am Sonntag. Das bestätigte der griechische Minister für Handelsschifffahrt, Miltiadis Varvitsiotis, am Montag. Zur Identität der Toten machte er keine weiteren Angaben. Bislang war offiziell nur von einem Toten aus Griechenland die Rede. Von den vier Toten hatte nach Medienberichten zunächst ein türkischer Passagier des Schiffes berichtet.
Einer der Geretteten der "Norman Atlantic" hat von den vier Toten auf der Unglücksfähre gesprochen. "Ich habe vier tote Personen gesehen, mit meinen eigenen Augen, ich bin sicher. Sie waren vor mir", zitierte die Agentur Ansa am Montag einen türkischen Passagier. Offiziell ist bisher von einem Todesopfer die Rede. Bisher wurden bis zu 70 Menschen in Krankenhäusern in den süditalienischen Städten Lecce, Brindisi und Bari behandelt, wie Ansa meldete. Am schwersten sei die Verletzung bei einem Mann, der auch Atemwegsprobleme habe.
Jetzt gibt es erste Spekulationen zu der Brand-Ursache: Möglicherweise sind mit Olivenöl beladene Lastwagen an Bord der Fähre der Auslöser der Katastrophe. Sie seien auf dem stark schwankenden Schiff hin- und her gerutscht, berichtet die "Bild"-Zeitung. Dabei seien sie mit den oberen Teil der Tanks gegen Stahlstreben des Schiffs geschrammt und hätten einen Funkenflug ausgelöst.Dabei seien sie mit den oberen Teil der Tanks gegen Stahlstreben des Schiffs geschrammt und hätten einen Funkenflug ausgelöst.
Die "Norman Atlantic" war am frühen Sonntagmorgen auf dem Weg vom griechischen Hafen Patras in die italienische Stadt Ancona in Brand geraten. Heftiger Seegang verhinderte eine zügige Rettung mit Booten, obwohl mehrere Schiffe in der Nähe waren. Der Sturm trieb die manövrierunfähige Fähre Richtung albanischer Küste. Da das Feuer im Autodeck ausbrach, retteten sich die Passagiere auf das obere Deck.
Dort seien jedoch Regen und Hagel auf sie niedergeprasselt, an Bord herrsche Panik, sagten Passagiere griechischen Medien telefonisch. "Wir stehen draußen, uns ist sehr kalt, und das Schiff ist voller Rauch", meldete Fahrgast Giorgos Stiliaras dem TV-Sender Greek Mega. Später wurden die frierenden Menschen zumindest mit Isodecken versorgt.
Die meisten Passagiere wurden per Hubschrauber von Bord geholt und zu den in der Nähe wartenden Schiffen gebracht. Neun von ihnen - darunter drei Kinder und eine Schwangere - wurden direkt in eine Klinik im süditalienischen Lecce transportiert. Dort wurden sie wegen Unterkühlung behandelt.
An Bord waren ursprünglich 56 Besatzungsmitglieder und 422 Passagiere, darunter 268 Griechen. Die anderen Passagiere - meist Urlauber und Lkw-Fahrer - stammten aus Deutschland, der Türkei, Albanien, Italien, der Schweiz, Belgien und Frankreich.
Der griechische Minister Varvitsiotis sprach von der kompliziertesten Rettungsaktionen der vergangenen Jahre. Zehn Handelsschiffe seien vor Ort beteiligt. Sie bildeten eine Mauer, um die Fähre vor dem Sturm zu schützen. Griechische und italienische Hubschrauber kämpften beim Versuch, sich dem Schiff zu nähern, gegen heftige Böen an.
Laut der italienischen Küstenwache konnten nach 16 Stunden immerhin die aus dem Schiff dringenden, sichtbaren Flammen gelöscht werden. Doch sei die Fähre nach wie vor in dichten Rauch gehüllt, der womöglich aus Brandnestern im Schiffsinneren stamme.