Prozess: Leichen in Koffern in Park abgestellt

Ein Maurer legt die toten Obdachlosen im Stuttgarter Schlossgarten ab. Jetzt ist der Fall vor Gericht
Stuttgart - Zwei tote Obdachlose, eingequetscht in zwei Reisekoffer und die einfach mitten in Stuttgart abgestellt – wegen dieses Aufsehen und Angst erregenden Doppelmords im letzten Juni steht seit gestern ein 48-jähriger Mann in Stuttgart vor Gericht. Doch der Angeklagte im Koffermord-Prozess streitet alles ab und hat auch noch eine skurrile Verschwörungstheorie gegen sich parat.
Was ihm vorgeworfen wird: Er soll betrunken zwei Obdachlose in seiner eigenen Wohnung umgebracht haben. Den Mann (50) mit einem Feuerlöscher erschlagen, die Frau (47) erstochen. Die Anklage ist überzeugt, der gelernte Maurer liebt die Frau, die ist allerdings mit dem 50-Jährigen zusammen. Deswegen soll Günter H. zum Mörder geworden sein. Um die Tat dann zu vertuschen, räumt er auch die Frau aus dem Weg.
Er will die Leichen vergraben
Er muss die Leichen loswerden. Beide sind nicht größer als 1,66 Meter und wiegen nur 60 Kilogramm. Deswegen kann er sie in zwei dunkelblaue und mit Pferdesticker beklebte Reisekoffer – die findet er auf dem Sperrmüll – packen und mit seinem Fahrradanhänger zum Stuttgarter Schlossgarten bringen – mitten ins Zentrum der Stadt. Eigentlich will er sie dort vergraben, das gelingt ihm aber nicht. Das Wurzelwerk ist zu kräftig. So die Anklage. Was der Angeklagte zu den Vorwürfen sagt: Dass er die Leichen dort zurückließ, das hat Günter H. gestern beim Prozessauftakt zugegeben.
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Doch dann gehen die Versionen auseinander: Die Toten seien manipuliert worden und die Verwesung beschleunigt, damit die wahre Todesursache nicht herauskomme. Irgendwer habe dem Paar Stichverletzungen zugefügt, behauptet er. Eigentlich sei es nämlich so gewesen: Die Frau soll dem Angeklagten zufolge den Mann umgebracht, und dann sich selbst erhängt haben.
Er säubert die Wohnung und wirft Gegenstände weg
Warum er dann die Leichen fortgeschafft hat? Weil er davon ausging, dass die Tat mit ihm in Verbindung gebracht werde, so der 48-Jährige. Denn der Gelegenheitsarbeiter ist bereits mehrfach wegen Körperverletzung vorbestraft. Er räumte beim Prozess auch ein, seine Wohnung anschließend mehrmals gesäubert und das Hab und Gut der Getöteten weggeworfen zu haben. Das erscheint den Ermittlern verdächtig. Wie er weiter sagte, sei ihm vor Gericht schon mehrfach Unrecht passiert. In diesem Prozess droht ihm lebenslange Haft.
Beim Auftakt kamen so viele Menschen, dass die Verhandlung erst unterbrochen und erst später in einem größeren Saal fortgesetzt wurde.