Problem-Storch "Ronny" randaliert in Brandenburg

Ein Dorf in Brandenburg ist mit den Nerven am Ende: „Ronny“ zerkratzt Autos und Fensterscheiben. Was hinter der Zerstörungswut des Vogels steckt und wie sich Bewohner wehren.
R. Vielreicher |
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Der Vogel hat es schon seit Mai auf dunkle Autos abgesehen, in denen er sich spiegelt.
Hilde Peltzer-Blase Der Vogel hat es schon seit Mai auf dunkle Autos abgesehen, in denen er sich spiegelt.

Glambeck - Ein kleiner Ort in Brandenburg ist am Verzweifeln: Ein Storch treibt in Glambeck seit Monaten sein Unwesen. Was er anstellt? Er hackt auf Fensterscheiben ein und zerkratzt Autos. Warum? Weil er sich selbst im Glas und im Lack gespiegelt sieht und den vermeintlichen „Konkurrenten“ bekämpfen will. Die Bewohner des Dorfes haben dem Tier zwar schon einen Namen gegeben – er heißt „Ronny“ –, trotzdem wollen sie nichts lieber, als dass er den Abflug macht. Seit Anfang Mai ist das Tier in Glambeck unterwegs, immer im Umfeld der Kirche. Dort hatte ein anderes Storchenpaar sein Nest – der Problemstorch vertrieb in einem mühsamen Kampf das Männchen, wie Ortsvorsteherin Hilde Peltzer-Blase der AZ erzählt.

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Die Einwohner haben kapituliert

Statt die Vaterrolle einzunehmen und den Nachwuchs zu füttern, wandert „Ronny“ seither aber jeden Tag durch den Ort – und attackiert, was ihm unter den Schnabel kommt. Der Storch hat es neben Fenstern auf dunkle Autos abgesehen, in denen er sich selbst spiegelt. Matte oder helle Autos interessierten ihn dagegen nicht, sagt Peltzer-Blase.

Das Dorf liegt 60 Kilometer von Berlin entfernt und hat 128 Einwohner – sechs Familien sind von den Storch-Attacken betroffen, sagt Peltzer-Blase. Die Einwohner haben mittlerweile kapituliert: „Die Autos stehen eben nicht mehr draußen.“ Einige haben ihre Fensterfronten mit Pappe abgeklebt oder sie mit Laken abgehängt. Türen und Fenster werden wenn möglich geschlossen gehalten, denn in einige Gebäude ist der Storch auch schon hineinmarschiert.

Expertin sagt: „Er ist offensichtlich sehr hormongesteuert“

Naturschützer vermuten, dass der Vogel sein Bild aufgrund von Liebeshormonen bekämpft. „Er ist offensichtlich sehr hormongesteuert“, erklärt die Storchenexpertin Nadine Bauer vom Naturschutzbund (Nabu) Deutschland. „Solche Störche gibt es immer wieder. Es ist wie bei den Menschen. Auch hier verhalten sich manche anders als andere“, sagt der Storchkenner Uwe Rothermund aus Frankenthal zur „Märkischen Allgemeinen“.

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Ortsvorsteherin Peltzer-Blase vermutet, der Auslöser für die Aggression könnte der harte Kampf mit dem anderen Männchen gewesen sein. Die Auseinandersetzung habe länger gedauert als sonst üblich. Und vorher sei das Tier nie auffällig gewesen. Das weiß man, weil der Storch vor sechs Jahren beringt wurde. Mittlerweile nimmt es die Glambeckerin aber gelassener als noch zu Beginn: „Wir hatten hier immer normale Störche. Und der ist eben ein bisschen anders.“

Nicht mehr lange, dann dürften die Attacken ohnehin vorbei sein. Spätestens Ende August fliegen die Tiere nach Süden. Auf ein Wiedersehen hofft die Ortsvorsteherin nicht: „Wir hoffen, dass er sich denkt: Es gibt auch andere schöne Orte, oder dass er sich bis nächstes Jahr normalisiert.“ Na dann, guten (Ab-)Flug!

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