Bund Naturschutz ist empört über geschossene Luchse in Bayern - und sieht CSU in der Pflicht
Vor 200 Jahren wurde der Luchs nicht den Gefallen und siedelt sich selbst wieder an. Weiteres Warten hat keinen Sinn, meint der Bund Naturschutz (BN) – und fordert ein aktives Programm, um den Luchs in Bayern wieder anzusiedeln. Der bayerische „Managementplan Luchs“ von 2008 geht davon aus, dass sich die Luchse in den Wäldern von selbst wieder verbreiten, wenn ihnen der Mensch nicht mehr nachstellt.
Diese Annahme sei widerlegt, sagt der Wildbiologe Ulrich Wotschikowsky. Er hat im Auftrag des Bund Naturschutz (BN) das Memorandum „Der Luchs soll wiederkommen“ erstellt. Ohne die gezielte Freilassung von Luchsen werde sich im Freistaat keine Luchs-Population halten.
Wiederansiedlung: „Da gibt es in Bayern noch sehr viel zu tun“
Daran ist auch der Mensch Schuld. Seit 2012 wurden fünf illegale Luchstötungen im Umgriff des Nationalparks Bayerischer Wald bekannt (AZ berichtete). Bei weiteren 14 verschwundenen Luchsen liegt der Verdacht von Wilderei ebenfalls nahe. „Bayern ist offenbar das Land der illegalen Tötung von Tieren, ohne dass etwas passiert“, schimpft BN-Vorsitzender Hubert Weiger. „Wir empfinden das als skandalös.“ Kürzlich hat der BN 30 000 Unterschriften der Aktion „Stoppt die Wilderer, rettet den Luchs“ an Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) übergeben.
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Tatsächlich ist es den bayerischen Sicherheitsbehörden nicht gelungen, auch nur einen der Wilderer dingfest zu machen. BN-Vorstand Christian Hierneis vermutet als Täter private Jäger: „Ich wüsste nicht, wer sonst durch den Wald laufen und Luchse schießen sollte.“ Während sich in anderen Bundesländern wie Rheinland-Pfalz Jagdverbände sogar an die Spitze von Luchs-Wiederansiedlungsprogrammen setzen, höre man vom Bayerischen Jagdverband überwiegend „Bedenken und Ausflüchte“, meinte Wildbiologe Wotschikowsky: „Da gibt es in Bayern noch sehr viel zu tun.“ Gleichwohl sei es möglich, trotz Wilderei auch in Bayern eine dauerhafte Luchspopulation aufzubauen.
In den bayerischen Mittelgebirgen und den Alpen sollen dafür nach dem Memorandum in den nächsten Jahren 40 nach genetischen Kriterien ausgesuchte Tiere ausgesetzt werden. Einig sind sich die Fachleute darin, dass die derzeit in Bayern vermuteten knapp 30 Tiere zu wenig sind, um auf Dauer eine Luchspopulation zu sichern. Die meisten davon sind aus Tschechien eingewandert und halten sich in und um den Bayerischen Wald auf.
„Der Luchs ist ein Sympathieträger. Und er ist harmlos“
Da ein Luchsweibchen ein Revier von 100 Quadratkilometern, ein Luchsmännchen sogar die dreifache Größe benötigt, genügten auch Räume wie der Bayerische Wald nicht, um dauerhaft eine Luchspopulation zu beherbergen. Man müsse daher Spessart, Rhön, Frankenwald, Oberpfälzer Wald und Bayerischen Wald mit Ausbreitungsmöglichkeiten nach Thüringen und Sachsen als Luchs-Raum begreifen – ebenso die bayerischen Alpen mit einer Anbindung an die Vorkommen etwa in den Schweizer Westalpen.
Die Naturschützer sind zuversichtlich, dass Mitteleuropa allen Schwierigkeiten zum Trotz stabile Luchspopulationen beherbergen könnte, denn: „Der Luchs ist ein Sympathieträger. Und er ist harmlos“, sagt Wotschikowsky.
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