Unbekannte töten Luchse: "Das ist pervers"

Im Bayerischen Wald findet ein Umweltschützer vier abgetrennte Luchs-Beine. Die scheuen Tiere sind streng geschützt – und extrem selten.
Natalie Kettinger |
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Ein Luchs streift durch sein Revier. In Bayern leben gerade mal vier Dutzend der streng geschützten Raubkatzen.
dpa Ein Luchs streift durch sein Revier. In Bayern leben gerade mal vier Dutzend der streng geschützten Raubkatzen.

Es war ein grausiger Fund, den ein Mitarbeiter des Umweltschutz-Projektes „TransLyx“ am vergangenen Freitag im Landkreis Cham gemacht hat: Als er eine Wildtierkamera kontrollierte, mit der die Luchs-Population im Bayerischen Wald beobachtet wird, entdeckte er vier abgetrennte Vorderbeine (AZ berichtete). Mitten im Naturpark haben also erneut skrupellose Tierquäler zugeschlagen – und mindestens zwei, möglicherweise aber vier streng geschützte Luchse getötet.

Tierschützer nennen das Gebiet zwischen Cham, Regen und Bayerisch Eisenstein mittlerweile „Bermuda-Dreieck der Luchse“, weil dort in den letzten drei Jahren neun Tiere spurlos verschwanden. Dass die scheuen Raubkatzen weitergewandert sind, glauben die Experten nicht. Luchse bleiben gewöhnlich bis zu 15 Jahre in „ihrem“ Revier.

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Die Naturschützer gehen vielmehr davon aus, dass jemand den Luchs-Bestand am Fuße des Großen Arbers absichtlich dezimiert. Im März 2012 verendete dort Luchsin „Tessa“. Sie hatte von einem Rehkadaver gefressen, der mit Gift präpariert gewesen war. Und Anfang Mai 2013 stolperten Spaziergänger bei Bodenmais beinahe über ein trächtiges Weibchen, das mit einem Schrotgewehr erschossen worden war.

Wer tut so etwas? Wer bringt Tiere um, von denen nur vier Dutzend im Freistaat leben? In letzter Zeit hat es im besagten Gebiet Auseinandersetzungen zwischen den Naturschützern und einer Gruppe von Kletterern gegeben. „Es ging um einen Felsen, der bei den Sportlern sehr beliebt ist. Doch just an diesem Felsen – und nur dort – bringen die Luchse ihre Jungen zur Welt“, erklärt Markus Erlwein vom Landesbund für Vogelschutz. Deshalb habe sich der LBV für ein Schutzgebiet rund um den Gesteinskoloss eingesetzt – was den Sportlern nicht gefiel.

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„Aber“, sagt Erlwein, „niemand verdächtigt die Kletterer. Die Beine der Luchse wurden professionell abgetrennt. Da hat sich jemand ausgekannt.“ Schon seit Jahren kursiert in Tierschutz-Kreisen die Vermutung, dass Jäger am Luchs-Schwund im Bayerwald Schuld sind. Bewiesen ist bislang jedoch nichts. Sämtliche Ermittlungen liefen ins Leere. Nun haben die Luchs-Freunde erneut Anzeige gegen Unbekannt erstattet – und hoffen, dass der Verantwortliche diesmal geschnappt wird. „Diese Tat ist dermaßen pervers“, sagt Markus Erlwein voller Abscheu. „Das ist ein Umweltverbrechen völlig neuer Qualität.“

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