Plädoyers im Prozess um Baby im Koffer erwartet
Nach dem grausigen Fund eines Säuglings in einem Koffer werden am Dienstag am Landgericht Hannover die Plädoyers erwartet.
Hannover - Am Dienstag werden nach dem grausigen Fund eines Säuglings in einem Koffer am Landgericht Hannover die Plädoyers erwartet. Der Mutter wird unter anderem versuchter Totschlag vorgeworfen.
Sie soll das kleine Mädchen nach der heimlichen Geburt im September in verschmutzte Tücher und Badematten gewickelt und in den vollgestopften Koffer gelegt haben. Darin befand sich auch schon das Skelett ihres im Januar 2015 geborenen Kindes. In diesem Fall wurden die Ermittlungen eingestellt, weil nicht mehr zu klären war, ob das Kind tot oder lebendig zur Welt kam.
Der 19 Jahre alte Freund der 22-Jährigen hatte das wimmernde Baby drei Tage nach der Geburt in der Abstellkammer der gemeinsamen Wohnung in Hannover entdeckt und die Polizei alarmiert. Zu diesem Zeitpunkt war der Koffer laut Anklage mit einem Reißverschluss verschlossen und aufgestellt.
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Zum Prozessauftakt hatte die 22-Jährige Reue über die Vernachlässigung ihres Babys gezeigt, aber jegliche Tötungsabsicht bestritten. Die angehende Hotelfachfrau war nach der Geburt weiter frühmorgens zur Arbeit beziehungsweise Berufsschule gegangen und erst nachmittags zurückgekehrt. Das Versteck im Koffer war nach dem Gutachten des Rechtsmediziners potenziell lebensbedrohlich für das Kind. Es wurde nach der Entdeckung in der Medizinischen Hochschule Hannover versorgt und lebt inzwischen bei Pflegeeltern.
Der psychiatrische Sachverständige schloss in seinem Gutachten eine psychische Störung bei der Mutter aus. Sie sei lediglich in Konflikten zurückhaltend und einlenkend. Damit gilt die 22-Jährige als voll schuldfähig. Ihren Verteidigern zufolge verheimlichte die junge Frau die Geburt, weil sie Angst hatte, ihren Traumpartner zu verlieren, der noch kein Kind wollte.
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