Nabu fordert: Fleischkonsum "mindestens" halbieren
Ist es möglich, Natur und Klima zu schützen und gleichzeitig die Ernährung zu sichern? Eine neue Studie im Auftrag des Naturschutzbundes (Nabu) und des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV) hat sich dieser Frage gewidmet.
Die Ergebnisse legen nahe, dass der Schlüssel zu einer dauerhaften Ernährungssicherung, also die Verfügbarkeit von Nahrung für alle zu garantieren, sei, den Fleischkonsum drastisch zu reduzieren. "Wenn wir weniger Fleisch essen, dann haben wir mehr Platz für Umweltschutz", sagte der Vorsitzende des LBV, Norbert Schäffer, am Dienstag im Münchner Presseclub.
Essgewohnheiten: Menschen müssten Fleischkonsum mindestens halbieren
Konkret bedeutet das: Ziel müsse sein, die Essgewohnheiten aller Menschen in Deutschland hin zu einer pflanzenbetonten, vielfältigen Ernährung umzustellen. Dazu müsse mindestens eine Halbierung des gesamten Fleischkonsums her.
Diese Ernährungsweise habe auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit, sagt der Ernährungsmediziner Hans Hauner von der TU München. Beispiele dafür seien etwa die vollwertige Ernährung nach der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Mittelmeerkost oder die asiatische Kost.
Hauptproblem des Fleischkonsums: massive Flächennutzung
Aber wie beeinflusst der Fleischkonsum die Umwelt? Hauptproblem sei die massive Flächennutzung. So werden dem Nabu zufolge 60 Prozent der angebauten pflanzlichen Nahrungsmittel für die Tierfütterung verwendet. Zehn Prozent würden für Energiegewinnung genutzt, 30 Prozent blieben für den Menschen übrig – wobei davon wiederum die Hälfte im Müll lande, schildert Hauner. Hinzu kommt Hauner zufolge der immense Ausstoß von Treibhausgasen.
Reduziere man nun die Ackerflächen, die bisher für die Fleischproduktion verwendet werden, habe man genügend Platz für Ernährungssicherung und Artenvielfalt, sagt Schäffer.
Sollten alle Menschen Veganer werden? Nein, sagt der Nabu
Sollten also gleich am besten alle Veganer werden? Nein, sagt Pierre Johannes, Referent beim Nabu. Denn das wäre wiederum auch nicht gut für die Flächennutzung. Denn Grünflächen, die derzeit für die Haltung von Tieren genutzt werden, könnten nicht anderweitig genutzt werden und würden sonst brach liegen.
Zudem würden in einer reinen Veganerwelt nicht essbare Nebenprodukte des Pflanzenanbaus übrig bleiben, von denen sich sonst die Tiere ernähren könnten. Dem LBV und dem Nabu gehe es nicht um Bevormundung, wie beide Verbände betonen.
LBV fordert reduzierte Mehrwertsteuer für Obst und Gemüse
Aber: Die Politik solle Anreize schaffen, den Fleischkonsum zu reduzieren. Der LBV fordert zum Beispiel eine Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Gemüse, Obst und Nüsse und im Gegenzug eine Erhöhung der Steuer für Fleisch.
Den geliebten Schweinsbraten oder die Leberkassemmel wollen die Naturschützer ohnehin niemandem verbieten. Darum gehe es nicht, sagt Schäffer. "Gegen den traditionellen Sonntagsbraten ist nichts einzuwenden, aber für Mensch, Natur und Klima ist es gesünder, wenn wir nicht täglich Fleisch essen."
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