Muss der Kapitän der "Costa Concordia" vor Gericht?

Mehr als 30 Menschen sterben, als die „Costa Concordia“ kentert. Die juristische Aufarbeitung des Unglücks geht nur schleppend voran. Ein Gericht soll jetzt entscheiden, ob es zum Prozess gegen Kapitän Schettino kommt. Dies könnte Monate dauern.  
dpa |
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Der Anwalt von Francesco Schettino, Francesco Pepe spricht vor den ersten Voranhörungen im toskanischen Grosseto zur italienische Presse.
AP Der Anwalt von Francesco Schettino, Francesco Pepe spricht vor den ersten Voranhörungen im toskanischen Grosseto zur italienische Presse.

Mehr als 30 Menschen sterben, als die „Costa Concordia“ kentert. Die juristische Aufarbeitung des Unglücks geht nur schleppend voran. Ein Gericht soll jetzt entscheiden, ob es zum Prozess gegen Kapitän Schettino kommt. Dies könnte Monate dauern.

Rom/Grosseto – Rund 15 Monate nach der Havarie der „Costa Concordia“ haben die ersten Voranhörungen zu dem Unglück begonnen. Die Richter im toskanischen Grosseto sollen entscheiden, ob es einen Prozess gegen den Unglückskapitän Francesco Schettino und fünf weitere Beschuldigte geben wird. Die Liste der Vorwürfe gegen sie ist lang, darunter fahrlässige Tötung und Körperverletzung, Havarie und das Verlassen des Schiffes.

Bis Juli wurden bereits Anhörungstermine festgelegt, die Entscheidung könnte Monate dauern. Schettino erschien am Montag braun gebrannt vor dem Gericht, äußerte sich aber nicht. Die Staatsanwaltschaft hatte im Februar gefordert, ein Verfahren gegen Schettino, zwei Offiziere, den indonesischen Steuermann, den „Costa“-Krisendirektor und den Hotelmanager des Schiffes zu eröffnen.

 

Lesen Sie hier: "Costa Concordia"-Kapitän: "Alles unter Kontrolle"

Bei dem Unglück im Januar 2012 starben 32 Menschen. Hunderte Opfer und Angehörige, die Insel-Kommune Giglio und die Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere wollen in dem Prozess als Nebenkläger auftreten. Die Insel Giglio verlangt 80 Millionen Euro für die Schäden, die der Gemeinde durch die Havarie entstanden sind. Ein Opfer-Anwalt kündigte an, 500 000 Euro Schadensersatz für jeden Betroffenen zu fordern.

Viele der Opfer haben jedoch ein pauschales Entschädigungsangebot der Reederei von etwa 11 000 Euro angenommen. Gegen die Kreuzfahrtgesellschaft wird es kein Verfahren geben. Sie hatte sich vergangene Woche mit dem Gericht auf einen Vergleich geeinigt und damit ihre Mitschuld anerkannt, sich aber auch von einem möglichen Prozess freigekauft. Sie muss eine Strafe von einer Million Euro für das Fehlverhalten ihrer Mitarbeiter zahlen. Die Reederei will als Nebenklägerin Schadensersatz für den Verlust des Schiffes fordern.

Lesen Sie hier: Mögliche Bergung der "Costa Concordia" bis Juli

Die „Costa Concordia“ war am 13. Januar 2012 vor der Küste der Insel Giglio auf einen Felsen gefahren, wurde aufgeschlitzt und kenterte. Von den mehr als 4200 Menschen an Bord starben 32, unter ihnen 12 Deutsche. Zwei Opfer werden immer noch vermisst. Schettino wird vorgeworfen, den 290-Meter-Koloss aus Leichtsinn zu nah an die Küste gesteuert und ihn dann verlassen zu haben, noch bevor die Passagiere gerettet werden konnten.

Der Kapitän kam am Montag gebräunt im blau-grauen Anzug zum Gericht und ging wortlos an den Journalisten vorbei. Schettino bestreitet, für das Unglück verantwortlich zu sein und beschuldigt den Steuermann sowie die Kreuzfahrtgesellschaft. „Er hat Anweisungen gegeben, um das Schiff einen Kilometer von dem Felsen entfernt zu halten, es war ein Fehler des Steuermannes“, sagte Schettinos Anwalt.

Die bisherigen Ermittlungen zu dem folgenschweren Unglück waren äußerst komplex. Fast 200 Personen wurden befragt und 50 000 Aktenseiten angehäuft. Ein Ende der juristischen Aufarbeitung der Havarie ist noch nicht in Sicht: Bis das Gericht in Grosseto über die Anklage entscheidet, könnten Monate vergehen, der Mammutprozess gegen Schettino und die weiteren Angeklagten könnte dann im Herbst beginnen.

 

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