Mexiko-City-Beben: "Die Stadt ist nicht mehr unsere Stadt"
Mexiko-City - Für Deutschland ist das Erdbeben in Mexiko weit weg. Für Josué Vázquez Ponce (21) ist es ganz nah - Mexiko-City ist seine Heimat. Er hat die Erschütterungen gespürt, die Angst in den Augen der Menschen gesehen. 286 Leben hat das Beben ausgelöscht. Mindestens. Für die AZ hat Ponce aufgeschrieben, wie er die Katastrophe unbeschadet er- und überlebt hat:
"Ich war gerade bei meinen Eltern. Wir wollten zu Mittag essen, als wir plötzlich den Erdbebenalarm gehört haben. In weniger als drei Sekunden begann die Erde zu beben. Die Lampen bewegten sich wie Pendel hin und her, auch die Mauern bebten, und es schien, als würde das Haus jeden Moment in sich zusammenfallen. Wir sind hinausgerannt, auf der Straße sammelten sich alle Nachbarn. Im ersten Moment hat keiner so richtig verstanden, was vor sich geht.
Draußen bewegten sich die Bäume von einer Seite zur anderen, das Wetter schlug um, es wehte plötzlich ein starker Wind und der Himmel war bewölkt. Jede Sekunde, die verging, kam mir wie eine Ewigkeit vor. Die Zeit schien still zu stehen.
Alle Menschen beteten. Sie beteten zu Gott, dass es bald vorübergehen würde. Nach etwa 45 Sekunden war alles vorbei. Nach und nach bekamen wir unzählige Nachrichten, Fotos und Videos. Wir waren alle in Panik. Mit größter Vorsicht gingen wir ins Haus zurück und überprüften die Mauern im Haus.
Große Solidarität: "Es ist, als ob alle zusammengehören"
Nach ein paar Stunden haben wir Nahrungsmittel, Werkzeug und Medizin gekauft. Anschließend sind wir zu den Stadtteilen Roma und Del Valle, denn die waren am stärksten betroffen.
Der Weg dorthin dauerte ewig, wir brauchten ungefähr fünf Stunden für eine Strecke, die wir normalerweise in 20 Minuten erreichen. Die Stadt war nicht mehr unsere Stadt. Autos standen kreuz und quer auf der Fahrbahn, überall eingestürzte Häuser und verzweifelte Menschen. Es kam mir alles so irreal vor.
Und das ist es auch jetzt noch. Der Alltag ist wie angehalten. Die Schulen gehen erst am 25. September weiter. Das Einzige, was wir selbst im Moment machen können, ist abzuwarten, bis sich die Situation normalisiert. Hilfe bekommen die Verletzten genug, die Straßen sind voll mit Helfern. Es ist, als ob alle zusammengehören. Einer hebt die Hand, und alle packen mit an. Einer bittet um Stille, und alle schweigen. Die ganze Zeit bringen Menschen Wasser, schaffen die Trümmer weg und tragen die Verletzten weg."
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