Größte Mattel-Sammlung der Welt: "Barbie ist ein Spiegel der Zeit"
Düsseldorf - Beim ersten spontanen Anruf am Sonntagnachmittag ist Bettina Dorfmann (62) aus Düsseldorf gerade auf dem Sprung. Sie will ins Kino.
Raten Sie mal, in welchen Film? Na klar: Barbie! Zum zweiten Mal. Sie lacht. Damit ist die erste Frage, ob sie die Verfilmung mit Margot Robbie und Ryan Gosling schon gesehen hat, hinfällig. Zweiter Anlauf tags drauf, neue erste Frage.
Barbie-Film im Kino: "Es geht um die Gleichberechtigung der Frau"
AZ: Frau Dorfmann, wie oft wollen Sie den Barbie-Film im Kino sehen?
BETTINA DORFMANN: Ich habe ihn zunächst bei der Preview gesehen. Ich war total gespannt! Dann habe ich ihn mir noch mal angeschaut, um weitere Details zu erkennen. Es war zum Beispiel auch Kleidung aus den 60ern zu sehen. Ich werde ihn mir auf jeden Fall noch mal angucken. (lacht)
Wie fällt Ihr Urteil aus?
Ich finde den Film sehr gut gemacht. Es geht um die Gleichberechtigung der Frau, die galt für Barbie schon immer. Ken ist eher ihr Accessoire, bekommt aber später auch mehr Anerkennung. Die Botschaft: Jeder soll selber sagen, wer er ist und was er möchte, ohne Abhängigkeit von jemand anderem.

Die Kult-Puppe ist gerade in aller Munde. Sie selbst sammeln schon viel länger. Wann und warum haben Sie angefangen?
Vor rund 28 Jahren. Ich habe damals meine alten Barbies aus den 60ern für meine kleine Tochter hervorgeholt. Die wirkten in den 90ern allerdings altmodisch auf sie, sie hatten zum Beispiel eine Schreibmaschine und einen Plattenspieler dabei. Dadurch kamen aber meine Kindheitserinnerungen wieder hoch. Ich habe angefangen, die Puppen zu reparieren und zu restaurieren. So fing das an.
Barbie ist "ein Spiegel unserer Zeit"
Wie viele besitzen Sie Stand jetzt?
18.500 Barbies – der neue Rekord! Ich mache auch Ausstellungen, weil Barbie für mich ein Spiegel unserer Zeit ist. Da kann man nicht einfach aufhören zu sammeln.
Inwiefern ein Spiegel?
Es tauchen etwa immer neue Berufe auf, Barbie als Fallschirmspringerin, Präsidentin oder Astronautin - letztere gab es übrigens schon ab 1966. Aktuell gibt es etwa die Spielekonsole-Entwicklerin oder vor ein paar Jahren die Imkerin, um auf das Bienensterben aufmerksam zu machen. Barbie war auch immer weltoffen, farbige Barbies wurden ab 1967 produziert, Länderkostüme schon Anfang der 60er. Was auch interessant ist: In den 70ern war Barbie noch braun gebrannt. Mit der Ozonloch-Problematik wurde sie heller. Sie sonnt sich nicht mehr und hat immer ihr Sonnenöl dabei.
Sammeln Sie auch Kens?
Barbie ist der Oberbegriff, sie gibt es seit 1959. 1961 kam Ken dazu. So ein paar Hundert habe ich auch von ihm. Es gibt natürlich auch noch Freundinnen und Geschwister.
Größte Barbie-Sammlung der Welt: "Habe einen Raum, den man in einer Führung besichtigen kann"
Wo haben Sie all diese Puppen verstaut?
Manche sind wie gesagt auf Ausstellungen, ich habe auch ein Lager und einen Raum, den man in einer Führung besichtigen kann. Wenn ich alles im Haus hätte, würde das schon etwas den Rahmen sprengen (lacht).
Kommen Sie mit einer Ausstellung auch mal nach München?
Dort war ich schon mal. Ich hoffe, dass ich wieder einmal kommen kann.
Ist das ein Versprechen?
Das liegt nicht an mir, die Museen müssen die Räumlichkeiten und freie Zeit in ihrer Planung haben. Also wenn die Münchner Museen mitlesen: immer gerne!
Neben Alter sind auch Zustand und Originalverpackung wichtig
Jeder hat noch alte Barbies daheim. Welche sind besonders wertvoll?
Nicht nur das Alter ist entscheidend. Sondern: Wie ist der Zustand? Wie oft wurde sie hergestellt? Wie begehrt ist sie? Bestenfalls ist auch die Originalverpackung noch dabei. Ich rate: Am besten nichts verändern, wenn man so ein Kistchen mit Barbies hat. Einfach kommen oder nachfragen. Das kann alles Spielzeug oder Flohmarktware sein, aber es kann auch immer mal wieder ein besonderes Stück darunter sein.
Was ist Ihre liebste Puppe?
Die von 1967, die Twist-and-Turn-Barbies – das sind Flower-Power-Puppen. Ich habe auch eine von den allerersten Modellen, noch in der Verpackung. Die Barbie, die ich lange gesucht habe, war die mit Hörgeräten. Sie war immer ausverkauft.
Wie erklären Sie sich den Zauber dieses Spielzeugs, das über Generationen begeistert?
Ich finde, Barbie ist individuell und vielseitig. Ich konnte früher allein damit spielen, aber auch zu zweit oder zu dritt. Ich konnte sie mitnehmen, für sie etwas stricken, sie frisieren, mir Rollenspiele ausdenken. Wenn man zu Börsen oder Sammlern fährt, sieht man: Es gibt genauso viele Frauen wie Männer, die sich für Barbie begeistern. Es ist nicht die Puppe, es ist ihre Welt. Sie ist ein Spiegel unserer Zeit. Barbie hat immer Berufe gehabt, stand immer im Leben, hat von Anfang an den Hochschulabschluss gehabt. Sie war immer ein Stückchen voraus.

Ihr Frauenkörper ist allerdings sehr perfektioniert. Sehen Sie das kritisch?
Nein. Barbie hatte ein einheitliches Körpermaß, die langen Beine dienten als Griffe. Der Slogan früher war: Barbie kann mit ihren Freundinnen die Kleidung tauschen – weil man damals nicht so viel Geld hatte, um immer etwas Neues zu kaufen.
Nachhaltig also, alles passt jeder.
Es gibt aber auch schon seit Längerem Curvy-Modelle. Auch beim Material gibt es Änderungen: Die Barbie, die der Schimpansen-Forscherin Jane Goodall nachempfunden ist, besteht aus recyceltem Kunststoff.
Zur Person: Bettina Dorfmann (62) aus Düsseldorf arbeitet im Museum in Ratingen und hält mit 18.500 Barbie-Puppen den Titel der größten Sammlung weltweit. Sie steht damit im Guinness-Buch der Rekorde.
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