Kannibalen-Paar: Selfies mit Leichenteilen, Fleisch im Tiefkühler

Es klingt wie Szenen aus einem Horrorfilm: Selfies mit Leichenteilen, rätselhaftes Fleisch im Tiefkühler. Doch es ist ein Kriminalfall aus der russischen Provinz.
dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Krasnodar - Ein grausiger Kriminalfall erschüttert die russische Öffentlichkeit: In Krasnodar im Süden des Landes ist ein Ehepaar unter Mord- und Kannibalismusverdacht verhaftet worden. Abstoßende Selfies des Mannes mit Leichenteilen haben - notdürftig verpixelt - den Weg ins Internet gefunden. Das genaue Ausmaß des Falles ist unklar, allerdings wiesen die Behörden am Donnerstag Medienspekulationen über bis zu 30 Opfer zurück.

Der Fall soll sich in einem armen, verwahrlosten Milieu in der Stadt etwa 1.200 Kilometer südlich von Moskau abgespielt haben. Der Ehemann, geboren 1982, jobbte als Gelegenheitsarbeiter. Die 1975 geborene Ehefrau war Krankenschwester in einer Akademie für Militärpiloten, bis sie wegen Alkoholsucht entlassen wurde. Das Paar lebte aber weiter in einer Baracke, die der Serow-Fliegerakademie gehört.

Das Staatliche Ermittlungskomitee von Krasnodar bestätigte zuerst nur erst wenige Fakten, aber schon die klingen wie aus einem Horrorfilm: Das Paar habe Anfang September eine Frau kennengelernt. Man habe zusammen getrunken und sei in Streit geraten. Dabei habe der Mann die neue Bekannte ermordet und zerstückelt. Dann habe er sich mit den Leichenteilen fotografiert.

Die Polizei kam den mutmaßlichen Tätern auf die Schliche, weil der Ehemann den Angaben zufolge das Mobiltelefon mit den gruseligen Bildern verlor. Arbeiter fanden das Handy. Bei einer Durchsuchung der Wohnung fanden die Fahnder Leichenteile der vermissten Ermordeten. Und sie entdeckten menschliche Körperteile, eingelegt in Salzlake in einem Weckglas, und eingefrorene Fleischstücke unbekannter Herkunft. In einer Mitteilung hieß es, die Behörden prüften, "ob die Beschuldigten für weitere Verbrechen verantwortlich sein könnten".

Hysterie in Medien: Menschenfleisch-Rezepttipps und über 30 Opfer

Medien wie die Boulevardzeitung "Komsomolskaja Prawda" wollten darüber hinaus von Ermittlern erfahren haben, in der Wohnung hätten die Handys mehrerer Vermisster gelegen. Und es seien Videos mit Rezepttipps zur Zubereitung von Menschenfleisch gefunden worden. Die ältesten derartigen Aufnahmen stammten von 1999.

Und die Spekulationen schossen noch weiter ins Kraut: Könnten die Kannibalen Menschenfleisch verkauft haben? Könnte das Fleisch gar Offiziersschülern der Fliegerakademie vorgesetzt worden sein? Die Stadtverwaltung von Krasnodar stellte klar, dass alles Fleisch in Läden und Märkten ärztlicher Kontrolle unterliege.

Am Donnerstag bemühte sich das Staatliche Ermittlungskomitee, die Hysterie einzufangen. Es gebe nur den einen Mord, aber keine Hinweise auf Massenmord, sagte der örtliche Chef Wadim Bugajenko: "Ich kann aus voller Verantwortung sagen, dass es in dieser Sache keine 30 Leichen gibt." Trotzdem würden ähnliche unaufgeklärte Altfälle noch einmal überprüft.

Für die russische Gesellschaft schien es nicht unvorstellbar, dass "die Kannibalen fast 20 Jahre lang unter Menschen lebten und nicht aufgefallen sind", wie das Boulevardblatt "Moskowski Komsomolez" schrieb. Es hat in der Sowjetunion wie in Russland in den vergangenen Jahrzehnten Mordserien gegeben, die lange nicht aufgeklärt wurden.

Bekannt wurde der sowjetische Massenmörder Andrej Tschikatilo, der von 1978 bis 1990 mindestens 53 Menschen getötet haben soll. 2007 wurde in Moskau ein Mann verurteilt, der nach eigenem Geständnis in einem Stadtwald 63 Menschen ermordet hatte. Nachgewiesen werden konnten ihm 49 Taten. Noch nicht abschließend geklärt ist der Fall eines Polizisten in der Nähe von Irkutsk in Sibirien. Er wurde wegen Mordes an 22 Frauen verurteilt, gestand 2015 aber 59 weitere Morde.

Lesen Sie auch: Darum will Burger King "Es" aus dem Kino verbannen

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.