In München: Kinder saufen sich ins Koma!

Wieder ist die Zahl der jungen Menschen angestiegen, die Bier oder Schnaps trinken, bis sie bewusstlos sind. Es gibt neue Zahlen für München und Bayern.
Michael Heinrich |
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Wieder ist die Zahl der jungen Menschen angestiegen, die Bier oder Schnaps trinken, bis sie bewusstlos sind. Es gibt neue Zahlen für München und Bayern.

München - Der Bub war erst elf Jahre alt. Doch er hatte einen Vollrausch. Selbst der herbeigerufene Rettungssanitäter des Bayerischen Roten Kreuzes konnte dem Kind vor Ort nicht helfen. Es musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Oder die 13-Jährige aus dem bayerischen Kaufering. Bier und Schnaps soll sie an einem Wochenende Ende September in sich hinein gekippt haben – bis zur Besinnungslosigkeit. Erst in der Klinik erwachte sie aus dem Koma.

Die beiden Fälle passen in den schlimmen Trend. Immer mehr Kinder und Jugendliche – vor allem  Mädchen – saufen sich bewusstlos. Und: Die Säufer werden immer jünger. Das bestätigt eine gestern vom statistischen Bundesamt veröffentlichte Untersuchung. 26 673 Buben und Mädchen im Alter von 10 bis 19 Jahren mussten vergangenes Jahr im Vollrausch in einem Krankenhaus behandelt werden. Das ist ein Plus von 1,2 Prozent und so viele wie nie seit Beginn der Statistik vor zwölf Jahren. Bei Mädchen und jungen Frauen nahm diese Zahl aber noch stärker zu: Um fünf Prozent. Bei Buben betrug das Plus dagegen „nur“ 0,8 Prozent Vor allem mehr stockbetrunkene Mädchen und junge Frauen wurden in eine Klinik gebracht. Und drei Viertel der betroffenen Kinder und Jugendlichen waren noch minderjährig – drei Prozentpunkte mehr als 2011.

Autofahrer mit mehr als fünf Promille erwischt

Die Techniker Krankenkasse (TK) kann diese Zahlen für Bayern bestätigen. Hier wurden 2012 mehr als 2000 15- bis 25-Jährige nach einem Alkohol-Exzess in eine Klinik eingeliefert. Das waren zehn Prozent mehr als 2009. Immer mehr aus dem Rahmen fallendes Saufen bei Volksfesten oder bei den gefürchteten Flatrate-Partys macht die TK-Sprecherin Kathrin Heydebreck als häufigste Anlässe fürs Koma-Saufen aus. Doch die Ursachen liegen nach ihrer Ansicht häufig in den Familien: „Wenn Vater und Mutter jeden Abend schon den Wein hinunterkippen, ist das für die Kinder ein schlechtes Vorbild, weil sie den Alkoholgenuss als etwas normales empfinden.“

14-Jährige trinken sich bewusstlos

Die Hemmschwelle sinkt und dann ist das Mädchen oder der Bub schnell dabei, wenn in der Clique die Flaschen kreisen. Zum Glück für die Betroffenen wird heuer schneller der Notarzt alarmiert, wenn ein Kind oder ein Jugendlicher sich besinnungslos betrunken hat: „Früher wurde da schnell gesagt ’Der muss halt seinen Rausch ausschlafen’.“ Den meisten Kindern und Jugendlichen passiere es nur einmal, dass sie im Saufkoma in die Klinik eingeliefert werden.

Denn, so Heydebreck, „es ist für einen eigentlich so coolen 18-Jährigen mehr als peinlich, wenn er morgens in Windeln aufwacht, in die er am Vorabend gepackt werden musste.“ Und auch die Schmach, nach ein oder zwei Tagen Ausnüchterung von Mama oder Papa abgeholt zu werden, sei für viele Kinder und Jugendliche ein einschneidendes Erlebnis. Und für die Beitragszahler ein spürbares: Rund 1,2 Millionen Euro kosten die Kassen in Bayern  die stationäre Ausnüchterung der Alkohol-Kinder im Jahr. Und noch ein alarmierender Fakt: Noch im Mai hatte der Drogenbericht der Bundesregierung festgestellt, dass unterm Strich Jugendliche weniger trinken, rauchen und kiffen als vor zehn Jahren – die Schere zur kleinen Gruppe der Koma-Säufer klafft damit immer weiter auseinander.

 

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