Im Camp an der ukrainisch-polnischen Grenze gibt's Hilfe für Haustiere
München - Auch Familienmitglieder mit Fell oder Federn werden nicht im Krieg zurückgelassen. Im Hilfscamp am Hauptgrenzübergang nach Polen tragen deshalb viele ukrainische Geflüchtete tierische Begleiter mit sich.
Flüchtende aus der Ukraine: "Etwa jeder Zwölfte trägt ein Tier bei sich"
Doch die Zeit zum Packen für die Flucht vor der Zerstörung war knapp: Stubentiger und Hunde wurden in Werkzeugkästen, Reisetaschen oder provisorischen Pappkartons untergebracht. Hamster und Meerschweinchen harrten in den Taschen von Kinderjacken aus. Manche Vierbeiner wurden in der Not unter die Arme geklemmt - und tagelang kilometerweit getragen.

"Der Flüchtlingsstrom an der Grenze scheint nicht enden zu wollen - und etwa jeder Zwölfte trägt ein Tier bei sich", berichtet Bernd Metzger, zweiter Vorsitzender beim Bundesverband Gemeinschaft Deutscher Tierrettungsdienste.
Hester Pommerening ist zurück in Deutschland. Die Mitarbeiterin des Deutschen Tierschutzbundes war als Unterstützerin eine Woche vor Ort im humanitären Hilfe-Camp bei Medyka. Dort wird seit Anfang März Erste Hilfe für Mensch und Tier geleistet, sagt sie der AZ. "Aus aller Welt sind Menschen angereist, um rund um die Uhr zu helfen."
Die Tiere sind gestresst, dehydriert und häufig auch unterkühlt
Etwa die Vereinten Nationen sind dort im Einsatz. Ebenso wie ehrenamtliche Helfer und Organisationen, die Geflüchtete mit warmen Mahlzeiten, Getränken, Ausruhmöglichkeiten oder ältere Menschen mit Rollstühlen versorgen - bevor sie in organisierten Bussen oder in Zügen zu Flüchtlingsunterkünften oder Bekannten weiterreisen.
Der Deutsche Tierschutzbund hat zudem gemeinsam mit dem Bundesverband Gemeinschaft Deutscher Tierrettungsdienste ein Versorgungszelt für Tiere eingerichtet. Jetzt bekommen die Organisationen mit dem Internationalen Tierschutz-Fonds (IFAW) sogar internationale Unterstützung.
Wellensittich verbrachte mehrere Tage in einem Pullover-Kragen eines Buben
Viele der tierischen Begleiter sind unterversorgt. Sie sind hungrig, verängstigt, gestresst, dehydriert und häufig unterkühlt, sagt Pommerening. Denn in der Nacht herrschten auf der Flucht oft Minusgrade.
Im Versorgungszelt erhalten sie Futter, Wasser, ärztliche Unterstützung, ebenso wie Leinen oder Transportboxen für die Weiterreise. "Auch hatten sie bei uns die Möglichkeit sich aufzuwärmen. Wir haben sie auf Heizkissen gesetzt oder in wärmende Decken gewickelt." Ein Wellensittich, der mehrere Tage in einem Pullover-Kragen eines Buben still hielt, konnte im Zelt endlich wieder fliegen, erzählt sie.
Camp für Tiere: Geldspenden helfen am besten
"Auch Tiere sind von dem Krieg betroffen und darunter leiden Menschen." Durch diesen Hilfs-Stopp könne ihnen zumindest die Last genommen werden, sich auch noch Sorgen um ihre Haustiere machen zu müssen, so Pommerening. Helfen könne man am besten durch Geldspenden. Diese könnten gezielt und flexibel genau dort eingesetzt werden, wo sie benötigt würden.
Spendenkonto des Deutschen Tierschutzbundes: IBAN: DE88370501980000040444, BIC: COLSDE33, Verwendungszweck: Ukraine/Odessa
Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version dieses Artikel stand, Hester Pommerening stamme aus München. Das ist nicht korrekt. Sie kommt aus Köln. Wir haben den Fehler korrigiert.