Hier wird die "Costa Concordia" aufgerichtet
Der Schiffbruch erregte weltweit Aufsehen, nun folgt die beispiellose Bergung: Der Kreuzfahrtriese „Costa Concordia“ wird ganz vorsichtig aufgerichtet. Das Bergungsteam braucht allerdings länger als geplant.
Rom – Gut 20 Monate nach dem Kentern der „Costa Concordia“ vor der italienischen Insel Giglio hat am Montag die spektakuläre Bergung des Kreuzfahrtriesen begonnen. Die Bergungsexperten hatten das havarierte Schiff bis zum Mittag bereits aus seiner in Felsen eingekeilten Lage befreit. Das Schiff sei nun um etwa zehn Grad aus dem Wasser herausgehoben und ganz von den Felsen gelöst worden, in die es verkeilt war, erklärte Sergio Girotto vom Bergungsteam.
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Bis es aufrecht steht, muss das Wrack um insgesamt 65 Grad gedreht werden. Das internationale Bergungsteam dürfte dafür allerdings mehr als die rund zwölf Stunden brauchen, die zunächst dafür veranschlagt waren. „Auch wenn wir dafür dann 15 oder 18 Stunden benötigen, so ist es wichtig für uns, es gut zu machen“, erläuterte Franco Porcellacchia von der Reederei Costa Crociere. Die Wetterlage und die Dunkelheit in der Nacht würden den Fortgang der Aktion nicht beeinträchtigen, sagte Girotto. Die heikle Bergung verlaufe problemlos.
Das Schiff soll 2014 in einem Stück abgeschleppt werden. Ein etwa ein Meter breiter Streifen des Wracks, der sich zuvor noch unter Wasser befunden hatte, war bereits zwei Stunden nach Beginn der Aktion am Morgen wieder sichtbar, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Das Schiff lag auf der Seite auf zwei Felsen, in die es teilweise verkeilt war. Mit Hydraulik gelang es am Vormittag, das Wrack vom felsigen Untergrund zu lösen. „Dies waren die Stunden der größten Unsicherheit, da wir nicht genau wussten, wie eingeklemmt das Schiff war“, erläuterte Girotto von dem internationalen Bergungsteam Titan-Micoperi.
Ziel ist es, das riesige Schiffswrack aufzurichten und wieder behelfsmäßig schwimmfähig zu machen. Dass die unter Wasser liegende Steuerbordseite stark demoliert ist, könnte das Verfahren erschweren. Schlechtes Wetter mit Gewitter in der Nacht zum Montag hatte den Bergungsbeginn frühmorgens um drei Stunden verzögert und Schaulustige sowie Medienvertreter lange warten lassen. „Um Punkt neun Uhr hatten wir alle Kontrollen erledigt und die Bergungsoperation gestartet“, teilte das internationale Expertenteam auf der Insel mit.
In dieser kompliziertesten Phase der einzigartigen Bergungsaktion gingen die Bergungsexperten daran, den Kreuzfahrtkoloss mit Stahlseilen und aufwendiger Technik um 65 Grad zurück in seine aufrechte Lage ziehen. Die Bergung kostet nach Angaben der Reederei Costa Crociere insgesamt mindestens 600 Millionen Euro. Das Bergungsteam musste vorsichtig vorgehen, damit das Wrack nicht weiter beschädigt wird oder sogar zerbricht.
Das Schiff soll dann mit Schwimmtanks an beiden Seiten flottgemacht werden, um es abtransportieren zu können. Die „Costa Concordia“ war im Januar 2012 vor der Insel auf einen Felsen gefahren und gekentert, 32 Menschen starben bei dem Unglück. Zwei Leichen wurden noch nicht geborgen und auch am Montag zunächst nicht gefunden. An Bord waren mehr als 4000 Menschen.
Bei der Evakuierung gab es chaotische Szenen sowie zahlreiche Probleme und Verzögerungen. Vor Gericht in Grosseto steht deshalb Kapitän Francesco Schettino. Nach dem Schiffbruch wurde das Schiff zunächst stabilisiert. Der Treibstoff und Abwasser wurden abgepumpt. Während der Bergung wird nun auch kontrolliert, ob das Wasser rund um das Wrack verschmutzt wird. Barrieren sollten eindämmen, was noch aus dem Schiff fließt.
Eine Verunreinigung des Wassers wurde am Montag nicht registriert. Der rund 300 Meter lange Kreuzfahrtkoloss mit einem Volumen von über 114 000 Tonnen soll auf mehreren im Meeresboden verankerten Plattformen liegen und im ersten Halbjahr 2014 abgeschleppt werden.
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